In diesem Blog war vor einiger Zeit die Beschwerde über den Mangel an Daten zu "JournalistInnen mit Migrationshintergrund" zu lesen. In Deutschland zum Beispiel hat man diese längst erhoben. Diese deutsche Untersuchung hat sich Petra Herczeg von Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaften in Wien zum Vorbild genommen und mit ihren StudentInnen eine Pilotstudie durchgeführt. In der "Bestandsaufnahme der Journalistinnen und Journalisten mit Migrationshintergrund in den österreichischen Printmedien, APA und ORF" wurden 43 Medien erfasst. Auf dieser Datenbasis beträgt der ermittelte Anteil der JournalistInnen mit Migrationshintergrund 0,49 Prozent. Das sei lediglich eine "vorsichtige Schätzung" auf der Basis der Gesamtzahl, der in Österreich beschäftigten JournalistInnen, also eher "eine atmosphärische Angabe", betont Herczeg.

An der Atmosphäre in der österreichischen Redaktionen kann es nicht liegen: Ein Bewusstsein für die bestehende Unterpräsenz der MigrantInnen ist durchaus vorhanden – das ergab eine Befragung unter ChefredakteurInnen. Vielfalt wird durchwegs als positiv und notwendig für die Redaktion angesehen. Einigkeit herrscht auch darüber, dass die Medien und somit die Berichterstattung davon profitieren, "wenn andere Lebensrealitäten, andere Erfahrungen, andere Perspektiven, andere Zugänge und unterschiedliche Sprach-, Menschen- und Landeskenntnisse eingebracht werden".

Trotz dieser Einsichten beschäftigen 55,8 Prozent der befragten Medien keine JournalistInnen mit Migrationshintergrund (wobei das Neue Volksblatt und der ORF keine Angaben machen wollten). Als Gründe für das Nicht-Vorhandensein von MigrantInnen in den österreichischen Redaktionen, gaben die ChefredakteurInnen die vage Antwort: "Sprache und die Ausbildung". An anderer Stelle wird wiederum betont, dass mangelnde Qualifikationen seitens der Migranten und Migrantinnen bei Bewerbungen "nicht auffallen".

Es gibt junge Menschen mit Migrationshintergrund und "österreichischem Vordergrund", die durchaus interessiert und auch qualifiziert wären, doch was ihnen fehlt sind die entsprechenden Netzwerke. Diese sind ein nicht unwesentlichen Faktor für den Karrierestart in der Medienbranche. Außerdem fehlt es an den entsprechenden Vorbildern in unseren Mainstream-Medien. Erfolgsorientierte und qualifizierte junge MigrantInnen entscheiden sich in der Regel für besser bezahlte und in der (Herkunfts-)Gesellschaft anerkannte Berufe. Seit einigen Jahren signalisiert die österreichische Wirtschaft "den Migranten", dass sie willkommen sind und gebraucht werden. Mit gezielter Förderung junger Talente könnte die Medienbranche Ähnliches bewirken. (Olivera Stajić, 6. Oktober 2010, daStandard.at)