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Häupl teilte beim Wahlkampfabschluss noch einmal kräftig aus. Nicht nur an Heinz-Christian Strache sondern auch an Maria Fekter: "Wer 8-jährige wie Terroristen behandelt, der tickt nicht richtig."

Foto: APA/Schlager

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Als Unterstützung besuchte Häupl wie schon bei vergangenen Urnengängen der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD).

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"No, I won't be afraid, just as long as you stand, stand by me" tönt es hinaus bis auf die Ringstraße. Mit dieser sinngemäßen musikalischen Aufforderung, doch Häupl zu wählen, stimmt Andy Lee Lang inklusive Band die SPÖ-Anhänger auf den vorläufigen Schlusspunkt im Wiener Wahlkampf ein. Im SPÖ-Zelt aufgebaut zwischen Parteizentrale, Cafe Landtmann und Burgtheater drängen sich Jung und Alt, Parteifunktionäre und SPÖ-Wähler. Sitzplätze gibt es keine mehr, alles wartet bei Rock'n-Roll-Klängen auf die Ankunft der SPÖ-Granden. Wer zu spät kommt, kann die "Show" auch auf einer großen Videoleinwand im Freien mitverfolgen.

48 Stunden vor der Wien-Wahl will Michael Häupl seinen Anhängern noch einmal beweisen, wer im inszenierten Duell um Wien den längeren Atem hat. Unter lautem Applaus, begleitet von zahlreichen Kameras zieht Häupl flankiert von Bundeskanzler Werner Faymann schließlich mit 15-minütiger Verspätung in die Halle ein. Auch die Senioren lassen es sich nicht nehmen, sich von den Plätzen zu erheben, um dem Bürgermeister zuzujubeln.

Münchner Oberbürgermeister als Glücksbringer

Das Aufgebot an Sozialdemokratie ist groß: sämtliche Mitglieder der Bundesregierung sind anwesend, Nationalratspräsidentin Prammer und die gesamte Wiener Stadtregierung. Als Glücksbringer fungiert Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) aus München, der bereits zum dritten Mal extra zum Wahlkampfabschluss der Wiener SPÖ angereist ist: bisher konnte sich Häupl danach immer über eine absolute Mehrheit freuen.

Und auch dieses Mal streut Ude dem Bürgermeister wieder Rosen, schwärmt in seiner Rede von Wien als der "lebenswertesten Stadt" (abgesehen von München), die vor Rechtspopulisten geschützt werden müsse, um die Weltoffenheit zu wahren. Ude wünscht Häupl für Sonntag einen Erfolg, "wenn es geht sogar einen Triumph mit absoluter Mehrheit."

ÖVP wirbt mit Häupl: "Es war so ein tolles Plakat"

Nach einem kurzen SPÖ-Werbespot betritt dann der, um den sich alles dreht, die Bühne. Häupl bedankt sich nicht nur bei seinem Team, dem er tolle Stimmung, Eifer und den Willen zum Sieg attestiert, er ist auch versucht den ÖVP-Bundesparteichef Josef Pröll in seine Dankesworte zu inkludieren: "Es war so ein tolles Plakat", meint er in Anspielung auf die Werbekampagne der ÖVP, die ihn selbst abbildete.

In der anschließenden Rede grast Häupl die wichtigsten Themen im Wahlkampf noch einmal ab, ohne jedoch auf seinen Kontrahenten Heinz-Christian Strache zu vergessen. Die zu verbessernde Situation an den Wiener Schulen habe auch er erkannt, daher sei es laut Häupl "Pflicht alle Kinder zu fördern, sodass sie zumindest das Bildungsniveau von Heinz-Christian Strache erreichen. Obwohl, so garstig wollen wir nicht sein: wir wollen, dass unsere Kinder besser sind." Die Anhänger goutieren die stellenweise spitzen Kommentare des Bürgermeisters mit Gejohle.

Häupl: Strache wird auch nicht Erzbischof

Dass, die Sozialdemokratie eine jämmerliche Wirtschaftspolitik betreibe, will Häupl nicht auf sich sitzen lassen: Selbst während der Wirtschaftskrise hätte es in Wien eine höhere Beschäftigungsquote gegeben als zur Zeit von Schwarz-Blau. Nächster Angriff auf Strache: Seine "soziale Heimtpartei" habe klarerweise nicht für die Mindestsicherung gestimmt: "744 Euro, das brauchen er und seine Hawara ja an einem Abend." 

In diesem Ton geht es weiter. Strache werde wohl nach seiner Niederlage als nächstes für das Amt des Erzbischofes kandidieren: "Er wird auch das nicht werden", prophezeit ihm Häupl und erteilt Straches Forderung eine Flat-Tax einzuführen eine klare Abfuhr.

"Gebt's uns die Hausmeister wieder!"

Zum Zug kommt dann neben der FPÖ auch die ÖVP, als Häupl das Sicherheits-Thema anspricht. "Ihr seid's nicht die Biedermänner, die sich jetzt Sorgen machen um die Sicherheit im Zusammenleben. Ihr seid die Brandstifter." Deshalb fordert Häupl im Einklang mit den Anwesenden: "Gebt's uns die Hausmeister wieder!" Am Sonntag hätten die Wiener die Wahl: Zwischen Strache, dessen "Lebenselexier das Schüren von Ängsten" sei, oder dem kompletten Gegenteil - der SPÖ.

Die Kandidatur von Heinz Christian-Strache habe eine bittere Seite, weil sie auch auf die Bundesregierung abfärbe. Häupl attestiert Innenministerin Fekter ein "Strachesches Politikverständnis" und prangert die Schubhaft zweier kosovarischer Kinder an: "Wer 8-jährige wie Terroristen behandelt, der tickt nicht richtig." Die Stimmung im Publikum kocht an dieser Stelle, der Applaus will nicht mehr enden. Der Bürgermeister ist davon überzeugt, dass die Abschiebung nicht von ungefähr drei Tage vor der Wahl stattfand. "Der Antrag selbst ist schon drei Monate alt, das war also politische Absicht und ist daher besonders verwerflich."

Standing Ovations für Bürgermeister

"Nur noch zwei Mal schlafen". Trotzdem in den Stunden noch einmal alles geben und Überzeugungsarbeit leisten, weil es noch viele unentschlossene Wähler gebe - das gibt Häupl seiner Anhängerschaft zum Schluss mit auf den Weg. "Das ziehen wir noch durch, dann haben wir es geschafft und machen ein Riesenfest." Mit einem "Glück auf" unter Standing Ovations und einem Papierschlangen-Feuerwerk verlässt er nach einer halben Stunde die Bühne wieder. (Teresa Eder/derStandard.at, 8.10.2010)