Eine Schulbehörde im US-Bundesstaat Pennsylvania wird für heimlich aufgenommene Fotos von Computernutzern 610.000 Dollar (437.715 Euro) zahlen. Damit legt der Schulbezirk Lower Merion im Großraum Philadelphia Rechtsstreitigkeiten mit zwei Schülern bei. Im Frühjahr war bekanntgeworden, dass die Behörde per Webcam heimlich zehntausende Fotos von Nutzern der schuleigenen Laptops gemacht hatte.

175.000 Dollar

Publik geworden war die Angelegenheit, weil der Schüler Blake Robbins gegen das Vorgehen des Schulbezirks geklagt hatte. Er soll nun 175.000 Dollar (125.574 Euro) erhalten, ein weiterer Schüler 10.000 Dollar (7.176 Euro). Der Anwalt der beiden wird 425.000 Dollar (304.966 Euro) einstreichen.

Verbotene Tablette

Insgesamt wird der Versicherungsträger der Behörde 1,2 Millionen Dollar (861.079 Euro) an Gerichtskosten und Schadensregulierung bezahlen. Das FBI hatte Untersuchungen eingeleitet, aber offensichtlich keine ausreichenden Hinweise gefunden, wonach es sich um eine illegale Abhöraktion des Schulbezirks gehandelt habe. Blake Robbins sagte, er sei innerhalb von zwei Wochen 400 Mal fotografiert worden. Der Schüler war im vergangenen November von der stellvertretenden Schulleiterin in deren Büro bestellt und mit einem offensichtlich an seinem heimischen Schreibtisch entstandenen Foto konfrontiert worden. Die Vize-Rektorin wertete das Bild als Hinweis, dass der Bub mit Drogen handle. Robbins zufolge hielt sie ein auf dem Foto sichtbares Bonbon fälschlicherweise für eine verbotene Tablette.

Der Anwalt der Schulbehörde, Henry Hockeimer, erklärte im Frühjahr, das Webcam-Programm habe automatisch alle 15 Minuten zwei Aufnahmen gemacht - einen Screenshot und ein Foto von der Umgebung des Computers. Das Programm sei teilweise wochen- oder monatelang am Stück gelaufen, sagte Hockeimer. Von den insgesamt 56.000 Aufnahmen stammten über die Hälfte von sechs Laptops, die aus einem Umkleideraum der Schule verschwunden seien. Mithilfe dieser Bilder sei ein Verdächtiger ausfindig gemacht worden, sagte Hockeimer. (APA/dapd)