Mit mehr als 200 Exponaten wird die Geschichte der Tabakfabrik und ihrer Produkte erzählt.

Foto: Nordico

Linz - Es ist ein olfaktorischer Auftakt, der Besucher in der Ausstellung des Nordico erwartet. Am Boden stehen Körbe mit Tabakbündel, süßlicher Geruch liegt im Raum. Dahinter: ein Blow-up einer Aufnahme aus der Lösehalle der ehemaligen Tabakfabrik. Der 2009 endgültig stillgelegten Betriebsstätte ist die Schau gewidmet, die Andrea Bina, Leiterin des Stadtmuseums, kuratiert.

Mit mehr als 200 Exponaten, die Mehrzahl davon Fotografien, wird die Geschichte der Tabakfabrik von 1850 bis 2009 erzählt. Architektur, Arbeitswelt und Kunstaspekte werden beleuchtet. Als roten Faden arrangiert Bina dazu Fundstücke aus dem Areal, Stühle der Arbeiter, Kästchen und Metalltreppen. Ein Raum ist den Architekten Peter Behrens und dessen Schüler Alexander Popp gewidmet, nach deren Plänen 1930 mit der Neuerrichtung der Fabrik begonnen wurde. Es sollte damals der größte Stahlskelettbau werden. Näheres zur Architektur bleibt man leider schuldig, detaillierter der Aspekt, der Produktdesign beleuchtet.

Die Kunstsammlung der Tabakregie entstand aus der Idee, die Innenseiten der Zigarettenschachteln mit Stadtansichten und Landschaftsbildern auszustatten. Dafür gewann man in den späten Zwanzigerjahren renommierte Künstler wie Albert Paris Gütersloh, Mitglieder der Wiener Werkstätten und des Werkbunds verantworteten in der Folge auch das Produktdesign von Marken. Unter dem Titel "Sozialkörper" wird schließlich die Rolle der Tabakfabrik als Arbeitgeber beleuchtet. Soziale Errungenschaften (legendäre Deputat-Zigarette "Personal", Betriebskindergarten) werden thematisiert.

Der Aspekt "Kunst am Bau" zeigt Friesen und Keramikreliefs, die den Behrens-Bau schon 1935 schmückten, auch den 1982 konzipierten Zigarettenturm von Gerhard Knogler und Karl-Heinz Klopf. (Wolfgang Schmutz / DER STANDARD, Printausgabe, 15.10.2010)