WOLFGANG WIESBAUER Scrapyard Music (Trost)

Die Festplatte ist auf Moll gestimmt, ein Bookmark klemmt auf dem Link der Krautrocker Neu! und mancherorts vermeint man David Bowie und Brian Eno bei einem Low-Gedächtnis-Joint zu erwischen. Wolfgang Wiesbauer, von der Band Aber Das Leben Lebt, kredenzt auf seinem Solodebüt Scrapyard Music Klangwelten, die an große Soundvisionäre der 70er-Jahre erinnern. Aus schäbigem Gerät ertönen Kindermelodien, und die entweder auf Sprechgesang oder klägliche Arie gestellte Stimme erzeugt solipsistisches Eigenbrötlertum. L'art pour l'art. Wiesbauer deutet schäbiges Bohemiendasein angesichts und mittels moderner und isolierender Kommunikationsmittel neu und erweitert die Ergebnisse mit nostalgischer Wehmut, die kurz vorm Zorn doch jedes Mal zur Selbstzerfleischung abbiegt. So gut, dass es kaum jemand schätzen wird. (flu)

Pressefoto Plattencover/Trost

IMPACT Various Artists (Souljazz/Hoanzl)

"Rare and unreleased Reggae, Funk and Soul from the vaults of Impact", steht am Cover, und genau so ist es. Fünfzehn, einem immer währenden Sommer verpflichtete Reggae-Hits des Impact-Labels aus den Seventies versammeln die britischen Musikhistoriker des Souljazz Labels. Tirilierende Stimmen, saftige Bässe, sexy Gitarren und auf Karibik interpretierte Songs wie Black Magic Woman beweisen hier einmal mehr, dass der Konsum von Einstiegsdrogen ein grundsätzlich menschenfreundlicher Akt ist. (flu)

Pressefoto: Hoanzl

DJ SMASH PRESENTS PHONOGRAPHY 2 (EMI)

Der New Yorker DJ Smash hat in den 90ern mit den Alben Bluntz On Wax zwei der phänomenalsten HipHop-Alben überhaupt veröffentlicht. Tracks wie Addict oder Urbs & Spices sind längst Klassiker. Ebensolchen widmet sich Smash als Moderator der Serie Phonography. Jazz-Klassiker des Blue-Note-Labels werden hier mit faulen und gut im eigenen Saft stehenden HipHop-Beats von Größen wie Mos Def, Talib Kweli oder eben Smash selbst (Man höre nur Kiss!) remixed. Stellenweise wünschte man sich etwas mehr Aufregung, die wird jedoch zugunsten durchgängiger Eleganz zurückgestellt. Billiger und wahrscheinlich wirkungsvoller als Viagra - Sie verstehen . . . (flu)

Pressefoto EMI

CLUTCH Live At The Googoplex (Zomba)

Mit Who Wants To Rock? eröffnen die US-Metal-Giganten Clutch hier ihre Liveshow, um anschließend in 13 Songs die Antwort mit der Wucht einer Abrissbirne selbst zu geben. Monumental, antiintellektuell und bösartig. So muss Metal sein. Keine Satire, keine Ironie, kein doppelter Boden. Selbstgefällige Männermusik in höchster Präzision. Allein dass die Jahrhundertnummer Binge And Purge fehlt, schmerzt den unrasierten Dosenbiervernichter. (flu)

Pressefoto: Zomba Records

STEPHEN MALKMUS & THE JICKS Pig Lib (Zomba)

Nichts wesentlich Neues tut sich in der Welt des Slacker-Königs Stephen Malkmus. Ein nettes Klicke-di-klack-Schlagzeug hier, eine sanfte Orgel da. Entspanntes Songwriting, Fauler-Willi-Gesang. Traditionell orientiert sich Malkmus an der Westcoast der 70er und scheint mit seiner neuen Band im Leben nach Pavement im Reinen mit sich selbst zu sein. (flu, DER STANDARD/rondo/2/5/2003)

Pressefoto: Zomba Records