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Polizeikräfte halten ein Anti-Nazi- Demonstrantin zurück

Foto: REUTERS/Arnd Wiegmann

Berlin - Nach den erneuten Straßenschlachten randalierender Jugendlicher am 1. Mai in Berlin will der Senat Konsequenzen für die künftige Polizeistrategie ziehen. Wenn es nur noch um vandalisierende Jugendliche gehe, müsse über eine Veränderung des bisherigen Einsatzkonzeptes nachgedacht werden, sagte Innensentor Ehrhart Körting (SPD) am Freitag im Berlin-Brandenburger Inforadio. "Das waren nicht Jugendliche, die am Rande einer Demonstration bei der Randale mitmachen wollten, sondern es waren vorbereitete Gewalttäter, die gezielt vorgegangen sind."

Mehrstündige Ausschreitungen

Bei den mehrstündigen Ausschreitungen hatten die Randalierer mit Steinen und Flaschen auf Beamte geworfen, Schaufenster eingeschmissen und Autos umgekippt. Gegen Mitternacht beruhigte sich die Lage. Nach vorläufigen Angaben wurden mehr als 30 Störer festgenommen. Nach Körtings Worten waren zunächst alle politischen Demonstrationen zum "Revolutionären 1. Mai" friedlich beendet worden. Erst später seien etwa 1.300 randalierende Jugendliche in Einzelgruppen bis zu 200 Mann aktiv geworden. "Das hatte eine andere Qualität als bisher am 1.Mai." Die Polizei sei auf diese Form der Gewalt "vielleicht nicht ausreichend vorbereitet" gewesen, habe aber letztlich für Ordnung sorgen können.

Kritik an Strategie der Deeskalation

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) übte scharfe Kritik an dem von den Einsatzkräften verfolgte Strategie der Deeskalation, derzufolge sich die Beamten zunächst zurückgehalten hatten. Obwohl sich diese Vorgehensweise schon im vergangenen Jahr als Problem erwiesen habe, sei sie vom rot-roten Senat (SPD/PDS) erneut angewendet worden, erklärte der Berliner GdP-Chef Eberhard Schönberg. Die Politik solle sich künftig mit Vorgaben an die Polizei zurückhalten.

Der Berliner Politologe Peter Grottian verwies unterdessen darauf, dass die Ausschreitungen weniger heftig als in den vergangenen Jahren gewesen seien. Die Randalierer seien diesmal wesentlich schlechter organisiert gewesen und hätten individualistischer operiert, sagte er dem Radiosender Multukulti. "Deshalb ist es zu richtigen Straßenschlachten erst gar nicht gekommen", betonte der Wissenschaftler, der das Geschehen am 1. Mai seit Jahren beobachtet. Die Polizei wollte am Nachmittag ihre Bilanz zu den diesjährigen Mai-Krawallen veröffentlichen.(APA)