Marlene Steeruwitz: "Das wird mir alles nicht passieren... Wie bleibe ich FeministIn." Oktober 2010, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, EUR 10,30 

Foto: Buchcover

Elf Geschichten mit offenem Ende sammelt das Buch „Das wird mir alles nicht passieren... Wie bleibe ich Feministin." Wie es bei Christian F., Gatte der erfolgreichen um die Welt reisenden Bettina F., der schwerkranken Marianne M. oder der Professorin Auguste K., die von ihrem Institut in die Rente abgeschoben wurde, weitergeht, verrät das Buch aber nicht. Wie schlängeln sie sich zwischen Autonomiebestrebungen sowie beruflichen und familiären Bedingungen durch den Alltag? Um Vorschläge für Fortsetzungen bittet die zum Buch gehörige Seite wie.bleibe.ich.feministin.org, ein "Cross Media Experiment von Marlene Streeruwitz", wie sich die Seite vorstellt.

Koffer packen oder bleiben?

Die Geschichte von Andrea S. ist die erste im Buch und handelt von einem seit langem verheirateten Paar, deren Kinder aus dem Haus sind und die sich über finanziell gesicherte Verhältnisse und eine große Dachterrasse freuen können. Sie soll dem Ehepaar eigentlich als neues gemeinsames Projekt dienen, doch in der Arbeit rund um die Terrasse spiegeln sich über Jahrzehnte eingeübte Schuldzuweisungen und ein wenig partnerschaftliches Verhältnis wider. Die Eigenheiten des Gatten von Andrea S. muss die Leserin so hautnah miterleben, dass sie mit der Protagonistin mental schon den Koffer packt. Könnte man meinen.

Das vorgeschlagene Zukunftsszenario auf der Website geht allerdings in eine andere Richtung: "Sie hat Angst vor einer Scheidung und vor Vereinsamung", die ein Leben in Großstädten so mit bringen würde, so der Verschlag einer Userin. Daher würde Andrea S. weiterhin diesem Leben treu bleiben, dennoch fragt die Userin: "Was können wir ihr raten?"

Rollentausch

Positiv geht es hingegen im Fortsetzungsvorschlag für die Geschichte des Christian F. zu: "Eine glückliche Fügung hat es ermöglicht, alle Interessen miteinander zu vereinen", es sei klar geworden, dass alle verschiedenen Ansprüche haben, und somit könnte sich die dreiköpfige Familie den Fragen der Zukunft widmen. Eine davon ist allerdings, ob Christian das Leben als hauptberuflicher Gatte und Ehemann, der in Gesprächen bei geschäftlichen Empfängen immer nur nach der Tochter gefragt wird, weiterführen will. Eigentlich eine klassische Frauenbiographie, die frau sich durch die getauschten Rollen mal auf eine andere Art zu Gemüte führen kann.

Auf der Seite sind aber nicht nur mögliche Fortsetzungsszenarien zu finden, auch Grundsätzliches wird angesprochen (warum ist von Feminismen die Rede?) und Videos oder Links sind zu finden. Unter dem Titel "Wie bleibe ich FeministIn", der sich nicht als Frage sondern eher als Aufforderung an uns versteht, gibt es allerdings noch Unmengen von Platz für mehr Cross Media Feminismus. (beaha, dieStandard.at 31.10.2010)