(Vorhänge zugezogen. Kerzenlicht. Im Hintergrund leise Musik von Jefferson Airplane. Fernsehapparat eingeschaltet. Davor, auf einer zerschlissenen Couch, ein Ehepaar um die sechzig. Auf dem Bildschirm der Sozialminister Hundstorfer.)

HUNDSTORFER: Grundsätzlich geht es einmal darum, dass wir ein Gesamtbudget zu verhandeln hatten und haben, und grundsätzlich geht es einmal darum, dass wir einen Gesamtkonsolidierungsbedarf haben, und dieser Gesamtkonsolidierungsbedarf hat natürlich Betroffenheiten, das ist ja gar keine Frage, und diese Betroffenheiten sind manchmal sehr sehr unangenehm, das ist vollkommen klar. Aber ich darf auch umgekehrt fragen: Wo sind Alternativen? Wir haben uns bemüht, alle Bereiche haben Betroffenheiten, es kann kein Bereich in Österreich sagen, ich habe keine Betroffenheit. Auch die Regierungsmitglieder haben persönliche Betroffenheit, genauso, und klar ist, dass natürlich bei ein paar Betroffenheiten, wenn sie in Extremfällen zusammenfallen, es so aussieht, als hätten wir nur für solche Betroffenheiten das gemacht.

(Der Mann schaltet den Fernseher aus. Nichts ist zu hören als, leise im Hintergrund, die Musik von Jefferson Airplane.)

DIE FRAU: Ich empfinde tiefe Betroffenheit.

DER MANN: Ich ebenfalls. Auch Trauer und Wut.

DIE FRAU: Wut, ja. Schmerz. Auch Scham, große Scham.

DER MANN: Scham, du hast recht. Auch ich empfinde Scham. Vor allem aber Betroffenheit.

DIE FRAU: Betroffenheit, ja. Tiefe Betroffenheit.

(Vorhang)

Material: ZiB 2, Gespräch mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer, 25. 10. 2010