Kann man den ÖsterreicherInnen eine Fernsehmoderatorin mit Akzent - womöglich einem wenig prestigeträchtigen, wie beispielsweise dem slawischen - zumuten? Würde eine Welle der Empörung hochgehen, wenn im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Sendungen in "Migranten-Sprachen" ausgestrahlt würden? Wann wird die Krone einen Kolumnisten mit dunkler Hautfarbe haben?

Die Realität unserer längst nicht mehr homogenen Gesellschaft kann in den Redaktionsstuben und Fernsehstudios leider noch immer nicht abgebildet werden, weil die DurchschnittsösterreicherInnen "noch nicht so weit sind." Das behauptet zumindest Krone-Innenpolitik-Chef Claus Pándi in einem Interview mit der Zeitschrift Biber. Wer sonst, wenn nicht der leitende Journalist des dem Volke so nahe stehenden Blattes, kann eine kompetentere Aussage über die angebliche Xenophobie der ÖsterreicherInenn machen. Damit gesellt sich Pándi in die Reihe der "politisch korrekten Volksversteher", wie der bloggende Kollege Tom Schaffer treffend jene bezeichnet, die scheinbar mutig das aussprechen, was "das Volk" ohnehin angeblich bereits lauthals denkt.

Bisher waren die vermeintlichen "VolksprecherInnen" vorwiegend in den Reihen der rechtspopulistischen PolitikerInnen anzutreffen, die in ihrer schlecht kaschierten Menschenverachtung dem gemeinen Volke (also ihren WählerInnen) Fremdenfeindlichkeit diagnostizieren und diese Befindlichkeit geschickt instrumentalisieren. Soll sich diese Strategie jetzt auch in den Redaktionen breitmachen? Werden die KollegInnen - auf die fremdenangstgeplagten LeserInnen Rücksicht nehmend - die Realität ausblenden (müssen)? Sind JournalistInnen mit "fremdländischen" Namen und "exotischem" Aussehen in Österreich unzumutbar?

Es ist scheinheilig "der Gesellschaft" den schwarzen, fremdenangstgeplagten Peter zuzuschieben und sich hinter der angeblichen Volksstimmung zu verstecken. Liegt es denn wirklich an dem angeblich lernschwachen und stockkonservativen Durchschnittsösterreicher, dass mediale Integration in Österreich nur schleppend vorankommt? Das volksnahe Blatt und seine Macher müssen ihren Teil der Verantwortung für die Stimmung im Land, das salonfähig gewordene, verunsichernde und verhetzende Vokabular in der Integrationsdebatte, für die schiefen Bilder und für das Image der zugewanderten Menschen in Österreich übernehmen. Beginnen könnten sie gleich mit ein paar Erklärungen zu der befremdlichen Schlagzeile:"Häupl regiert mit Griechin". (Olivera Stajić, 4. November 2010, daStandard.at)