Über Jahrzehnte war alles ganz einfach: Wer gerne mit dem Auto fuhr, und das waren die meisten, begrüßte jegliche Maßnahme, die das Autofahren schneller und leichter machte. Jetzt stehen wir vor den Auswirkungen jahrzehntelangen eindimensionalen Handelns. Es wird zu viel gefahren. Das Autofahren kostet uns zu viel Zeit und Geld. Den Spaß daran haben wir folglich auch verloren.

Doch selbst in der Kenntnis all dessen können wir die Dosis kaum reduzieren, ohne unser Leben völlig auf den Kopf zu stellen. Unserer Rolle als fleißige Konsumenten können wir ohne Auto kaum mehr nachkommen. Die Entwicklung unserer Selbstbedienungsgesellschaft wäre ohne Automobil nicht möglich gewesen. Mittlerweile ist den meisten klar, dass uns ein weiterer gnadenloser Ausbau der Verkehrswege nicht glücklicher machen wird, sondern eher ärmer, etwa an sozialen Kontakten.

Ich sag's jetzt einigermaßen provokant: Ich will wieder Spaß haben am Autofahren. Deshalb muss das Auto aus dem Alltag zurückgedrängt werden. Und dieser Vorgang ist bereits im Laufen: Wie der VCÖ (Verkehrsclub Österreich) in seiner Studie "Wie Wohnen Mobilität lenkt" berichtet, ist Pendeln inzwischen out. Die Leute wollen wieder in der Stadt wohnen, mit einer bunten und jederzeit greifbaren Infrastruktur. Die Zeit ist überreif, wenigstens jetzt durch geschickte Raumplanung ziemlich schmerzfrei sinnlosen Autoverkehr zurückzudrängen, anstatt immer weiter entfernte Schlafdörfer mit Monsterautobahnen an Ballungszentren gewaltsam anzubinden. (Rudolf Skarics/DER STANDARD/Automobil/5.11.2010)