Anfang dieser Woche haben die betroffenen Forschungsinstitute die Nachricht auch per E-Mail erhalten, dass sie durch das von der Regierung geschnürte Sparpaket von groben Einschnitten betroffen sein werden. Seit der Regierungsklausur in Loipersdorf war klar, dass ca. 40 außeruniversitäre Institute ab 2011 keine oder weniger Förderung vom Wissenschaftsministerium erhalten werden.

Überall dort, wo es keine längeren Verträge gegeben hat, wird die Finanzierung ab 1.1.2011 wegfallen. Für 2011 werden die Basissubventionen der Einrichtungen um insgesamt vier Millionen Euro gekürzt, ab 2012 komplett gestrichen, was jährliche Einsparungen von acht Millionen Euro bedeutet.

Wissenschafter protestieren

Wissenschafter kritisieren nun, dass das, was jahrelang aufgebaut wurde, vernichtet werden soll. Die außeruniversitären Forschungseinrichtungen haben sich zu einer Plattform zusammen geschlossen und sammeln Unterschriften gegen das Budgetpaket der Regierung. Das Ziel der Initiative formuliert Peter A. Bruck, wissenschaftlicher Gesamtleiter der Research Studios Austria Forschungsgesellschaft, folgendermaßen: "Es geht nicht darum, das Budget zu korrigieren, sondern die Einstellung der Regierung zur Wissenschaft. Wir wollen keine individuellen Lösungen, sondern eine grundsätzliche Wertschätzung der Wissenschaft."

Änderungen, so Bruck, könne man machen, aber "man kann uns nicht von einem Tag auf den anderen ausradieren. Unsere Arbeit ist essentiell für den Wissenschaftsstandort Österreich."

Institute unterschiedlich betroffen

Bei einer Presskonferenz am Dienstag führten Betroffene vor Augen, welche finanziellen Einschnitte durch die Streichung der Mittel passieren. Anwesend waren Vertreter des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften (IFK), des Zentrums für soziale Innovation (ZSI), der Forschungs-und Beratungsstelle Arbeitswelt (Forba), des Österreichischen Instituts für Internationale Politik (OIIP) oder des Österreichische Forschungsinstitut für Artificial Intelligence (OFAI). 

Die einzelnen Institute sind durchaus unterschiedlich betroffen. Das OFAI erhält etwa eine jährliche Basisfinanzierung von 55.000 Euro, das ZSI eine Basisförderung in Höhe von 71.000 Euro. Das Forba erhält 20.000 Euro an Basisfinanzierung, eine Erhöhung sei aber bereits fix zugesagt gewesen, so Leiter Jörg Flecker.

"Selbstprovinzialisierung"

Besonders betroffen ist das IFK, das sich rein über die 950.000 Euro an Basismitteln finanziert. Das IFK betreibe Nachwuchsförderung für internationale Karrieren, sagte Vize-Direktor Lutz Musner: "Jeder, der vom IFK weggeht, ist ein kleiner Botschafter für unser Land." Seine Kritik am Budget fiel besonders hart aus: Man betreibe eine "Selbstprovinzialisierung", die an den "Kahlschlag" der 1930er-Jahre erinnere. Die Intelligenz werde aus Österreich "vertrieben". 

Heinz Gärtner vom OIIP betonte, welchen Beitrag die Institutionen auch für den inneruniversitären Bereich leisten. So betreue er 50 Dissertanten bzw. Diplomanden und nehme damit auch der Uni Arbeit ab.

Forscher kämpferisch

Der Frage, welche Auswirkungen die Streichungen auf die Praxis der Forschungseinrichtungen haben werden - etwa wieviele Leute man kündigen müsse - wollen sich die Betroffenen vorerst nicht wirklich stellen: "Den Voyeurismus des Leidens wollen wir nicht dulden. Wir werden nicht in das Loch hinunterschauen, in das man uns hineinstürzen will", sagte Bruck.

Karl will "gemeinsame Lösung"

Wissenschaftsministerin Beatrix Karl hat den Wissenschaftern unterdessen via APA ausrichten lassen, dass sie in Gesprächen mit den betroffenen Einrichtungen "gemeinsam Lösungen finden" will: "Mögliche Wege sind Neustrukturierungen, die Anbindungen an bestehende Institutionen - vor allem Universitäten -, verstärkte Kooperationen und die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur." Dabei gehe es um eine stärkere Bündelung und damit auch Sichtbarkeit.

Bei den geplanten Einsparungen bei wissenschaftlichen Einrichtungen und Vereinen handelt es sich für Karl "nicht um eine reine Budgetmaßnahme". Es handle sich auch um eine Strukturbereinigung, wie sich auch vom Wissenschaftsrat, vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung sowie vom Rechnungshof eingefordert werde, so Karl. (rwh, APA, derStandard.at, 9.11.2011)