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Das bayrische Engagement wird in den russischen Medien nicht nur wohlwollend aufgenommen: Ein deutscher Geschäftsmann schädigt den russischen Ruf im Westen heißt es da unter anderem.

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Der bayrische Geschäftsmann Franz J. Sedelmayer hat sich einen mächtigen Gegner gesucht. Und es geht um viel Geld. Seit mehr als zehn Jahren kämpft er um einen beträchtlichen Betrag. Inzwischen geht es um rund sieben Millionen Euro. Sedelmayers Schuldner ist niemand geringerer als der russische Staat. Das macht die Sache für den Mann langwierig und kompliziert.

Anfang der 1990er Jahre positionierte sich Sedelmayer als erfolgreicher Unternehmer für Sicherheitstechnik in St. Petersburg. Seine Firma rüstete zum Beispiel die Stadtpolizei aus. Mit dem damaligen Bürgermeister - Vladimir Putin - hatte er ein gutes Verhältnis, für die Geschäfte sicher kein Schaden. Wegen Ebbe in der Kasse des russischen Staates erhielt der studierte Betriebswirt statt Geld damals als Gegenleistung das Nutzungsrecht an einem Villengrundstück. Das als Firmensitz genutzte Gebäude ließ er aufwändig renovieren. Doch der damalige Präsident Boris Jelzin hatte sich die Villa als Stadtresidenz ausgesucht und statt Sedelmayer das Gebäude abzukaufen, ließ er ihn kurzerhand enteignen und empfahl ihm, das Land zu verlassen.
Franz J. Sedelmayer ließ sich das nicht bieten. Keineswegs wollte er seinem übermächtigen Gegner kampflos seine Millionen überlassen. Und so zog er los, Besitztümer des russischen Staates im Ausland pfänden zu lassen. Der Tipp soll laut einschlägigen Presseberichten von Vladimir Putin persönlich - damals Bürgermeister von St. Petersburg - gekommen sein. Putin soll sich an seine Empfehlung allerdings mittlerweile nicht mehr erinnern.

Hilfe vom schwedischen Gericht

Der Bayer Sedelmayer machte seine Ansprüche vor einem schwedischen Gericht geltend. Das verlieh ihm einen Rechtstitel, mit dem er pfänden lassen konnte, allerdings nur Sachwerte und Immobilien, die nicht hoheitlichen Aufgaben dienen. Das internationale Schiedsgericht in Stockholm verurteilte Russland zu einer Entschädigung von knapp fünf Millionen Euro. Dank hartnäckiger Recherchen ist es dem Mittelständler gelungen, entsprechende Werte ausfindig zu machen. In der Nähe von Stockholm ließ Sedelmayer zum Beispiel das sechsstöckige Gebäude der russischen Handelsvertretung beschlagnahmen.

Eine Immobilie im Wert von zwei bis drei Millionen Euro. Russland wehrte sich, das schwedische Gericht lehnte die Beschwerde Moskaus jedoch ab. Das russische Präsidialamt kündigte an, den Obersten Gerichtshof in Schweden anzurufen. Sein Argument: Das staatliche Gebäude diene hoheitlichen Funktionen und falle daher unter die Immunität. Sedelmayer behauptet, Russland nutze es nur noch zu kommerziellen Zwecken. In der russischen Zeitung Kommersant schaffte es der Bayer mit seiner Hartnäckigkeit sogar auf die Titelseite. (Regina Bruckner, derStandard.at)