Kaffeehäferlgerangel statt Außendienst: Will Ferrell und Mark Wahlberg im Dienst als "Die etwas anderen Cops".

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Wien - Auch die New Yorker Polizei kennt das Gebot guten Marketings: Jene Cops, die mit halsbrecherischen Aktionen ihre Fälle lösen, ziehen eben mehr Medieninteresse auf sich. Im Abseits der Büros hocken dagegen auch dort all jene, die Adam McKays neuer Komödie den Titel geben: The Other Guys (dt. etwas weniger pointiert: Die etwas anderen Cops). Dwayne "The Rock" Johnson und Samuel L. Jackson erfüllen mit einiger Selbstironie den ersten Typus, während Will Ferrell und Mark Wahlberg, ein Sesselkleber und sein strafversetzter, schießwütiger Sidekick, für die andere Seite stehen. Aufgabenbereich: Schreibarbeiten und Solitaire.

Komödien kehren Hierarchien bekanntlich gerne einmal um. So kommt es, dass die beiden Stars in einem Akt größenwahnsinniger Idiotie von einem Hochhaus springen und damit die Kerle aus der dritten Reihe ihre Chance bekommen, sich im etwas wirren Fall eines zeitgenössischen Wirtschaftsverbrechens zu bewähren, wobei diese Zusammenfassung schon viel zu sehr nach einem konventionellen Buddy-Action-Movie klingt, welches The Other Guys nur in einem sehr oberflächlichen Sinn ist: Denn nicht die Genre-Erfüllung zählt hier so sehr, sondern der Umweg, die Ausschmückung, die Fußnote - kurzum: ein komischer Drive, der vom Rande aus die Mitte sabotiert.

US-Regisseur Adam McKay hat gemeinsam mit dem Ausnahmekomiker Will Ferrell in vier Filmen (Anchorman, Talladega Nights, Stepbrothers) eine eigene Komödienpolitik geschaffen, in der weniger die Pointe als der weitläufige Weg dorthin entscheidend ist. Anders ausgedrückt: Ferrells Detective Allen Gamble ist komisch, gerade weil ihm das entsprechende Timing fehlt. Zauderer mit Holzpistole, Freund abstruser Beweisführungen, uncool nicht nur aufgrund seines roten Toyota Prius und - gegen jede Wahrscheinlichkeit - Schwarm attraktiver Frauen: Gamble vereint Charakteristika auf sich, die in keinem anderen Film eine Figur ergeben würden.

Erzählerische Ausschweifungen dienen in The Other Guys so auch dazu, um den Protagonisten in anderen Bereichen als den erzählerisch maßgeblichen Raum zu geben. Durch eine Rückblende erfahren wir von Gambles krimineller Vorgeschichte als Zuhälter am College, Wahlbergs Terry Hoitz erleben wir dagegen bei einer Tanzeinlage, um seiner Geliebten zu imponieren. Als weiterer Höhepunkt darf ein Dialog zwischen den beiden gelten, in dem es darum geht, ob nun Tunfisch oder Löwe in der Evolution bevorzugt seien. Oder die einem schönen Missverständnis verdankte Variante "bad cop, bad cop".

All das ist höherer Unsinn mit beträchtlichem Unterhaltungswert. McKays Blick auf die Welt ist voll Liebe für das Unperfekte, Sonderliche und Peinliche, das den Alltag Normalsterblicher beherrscht. Selbst wenn er diesmal mit ein paar Actioneinlagen mehr ans Geschäft denkt als sonst: Der Abspann, ganz aus schwindligen Wirtschafts- und Ponzi-Schemata gebaut, zeigt an, wo die richtigen Haie wohnen. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD - Printausgabe, 16. November 2010)