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Über die Hälfte der hilfesuchenden Frauen 2009 waren Migrantinnen. Ihnen fehlt es öfters an Alternativen, sich woanders vor der Gewalt des Partners zu schützen.

Foto: APA/EPA/Ulises RodrÌguez

Wien - Die Wiener Frauenhäuser haben 2009 einen leichten Anstieg an hilfesuchenden Frauen und Kindern verzeichnet: 583 Frauen und 571 Kinder flüchteten im Vorjahr in eines der vier Frauenhäuser in der Bundeshauptstadt, weil sie in den eigenen vier Wänden häuslicher Gewalt ausgesetzt waren. Das sind um 26 Frauen und 57 Kinder mehr als 2008. Rund 41 Prozent der Gewaltopfer blieben zwei Wochen oder kürzer, 49 Prozent ein halbes Jahr und zehn Prozent nahmen die Frauenhäusern sogar länger in Anspruch.

"Mehr als die Hälfte der 2009 betreuten Frauen waren Migrantinnen", berichtete Andrea Brem, Geschäftsführerin der Wiener Frauenhäuser, in einer Pressekonferenz am Mittwoch. Migrantinnen seien oft ökonomisch abhängig vom Partner und hätten weder Freunde noch Familie, wo sie bei Gewalt Schutz suchen könnten. Für sie gebe es meist keine andere Möglichkeit, als ins Frauenhaus zu flüchten.

Rund drei Viertel der Frauen, die 2009 in einem Frauenhaus Hilfe suchten, kamen zum ersten Mal, 17 Prozent das zweite Mal und sieben Prozent sogar dreimal oder öfter. Mehr als die Hälfte der Gewaltopfer fand 2009 ihren Weg in die Einrichtung über Behörden oder Institutionen, 14 Prozent kamen direkt von der Polizei.

Neues Frauenhaus ab 2012

Aufgrund der steigenden Zahl an Hilfesuchenden wurden die Betreuungsplätze laufend ausgeweitet: 1999 gab es noch 96 stationäre Plätze, derzeit stehen 166 zur Verfügung. 2012 wird ein neues Frauenhaus in Betrieb genommen. Das Gebäude löst ein altes ab, das dem Standard nicht mehr entspricht, es wird neun zusätzliche Plätze bieten.

Zusätzlich betreibt der Verein 52 Übergangswohnungen, wo die Frauen nach dem Aufenthalt im Frauenhaus unterkommen können: In diesen Räumlichkeiten lebten im Vorjahr 87 Frauen mit ihren 83 Kindern. 36 Prozent blieben bis zu einem halben Jahr, 44 Prozent nutzten es bis zu eineinhalb Jahren und 20 Prozent blieben noch länger. 28 Prozent der Hilfesuchenden gaben 2009 beim Auszug an, wieder zu ihrem Mann zurück zu kehren. Mehr als zwei Drittel der Betroffenen entschieden sich für eine Trennung.

Trotz massiver Gewalt keine Anzeigen

Nach ihrer Flucht erstatteten 160 Frauen im Frauenhaus Anzeige wegen Körperverletzung, 101 wegen gefährlicher Drohung, 37 wegen Nötigung und 15 wegen sexueller Gewalt. "Es gibt aber auch sehr viele Frauen, die trotz massiver Gewalt keine Anzeige erstatten wollen", betonte Martina Ludwig-Faymann, Vorsitzende des Vereins Wiener Frauenhäuser. Die Gründe dafür seien zahlreich: Die Opfer würden den Vater ihrer Kinder nicht anzeigen wollen, hätten Angst vor Rache oder könnten es sich nicht vorstellen, vor Gericht auszusagen. Die ambulante Beratungsstelle der Frauenhäuser verzeichnete im Vorjahr 8.516 Beratungskontakte, 1.474 davon fanden persönlich statt.

Ausbau des "Wiener Gewaltschutznetzes"

"Jede Frau, die Gewalt erlebt, ist eine zu viel", betonte die Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger. Jedoch würden die steigenden Zahlen an Hilfesuchenden auch beweisen, dass "unsere Bemühungen, die Gewaltschutzeinrichtungen der Stadt bekanntzumachen, Früchte tragen". Für die kommende Funktionsperiode kündigte sie den Ausbau des "Wiener Gewaltschutznetzes" an. So werde sie Themen wie K.-o-Tropfen, sexualisierte Gewalt in Beziehungen und Pornografie aufgreifen und Aktivitäten setzen.

Verbot sexistischer Werbung

Ebenso wolle sie das Thema Sexismus in der Werbung aufgreifen: "Es geht darum aufzuklären, was Sexismus ist und was Sexismus in der Werbung ist", betonte Frauenberger. Als Vorbild für die Wiener Aktivitäten nannte sie die "Watchgroup gegen sexistische Werbung", welche in Graz installiert wurde. Diese würde Sensibilisierungsarbeit leisten, die Werbelandschaft auf sexistische Sujets hin beobachten und auf Negativbeispiele hinweisen. Ziel sei aber das Verbot von sexistischer Werbung auf gesetzlicher Ebene zu erreichen. (APA)