Wien - Kürzungen bei den Agrarförderungen würden Österreich hart treffen, hängen die Bauern des Landes doch besonders intensiv am Subventionstropf. Mit 64,8 Prozent ist der Förderanteil am Einkommen hierzulande weit höher als in der gesamten Union (40 Prozent). Von den alten EU-Mitgliedern verfügen somit nur Irland, Luxemburg und skandinavische Staaten über eine höhere Förderquote. Deutlich unter einem Fünftel und damit am geringsten ist der Anteil in Zypern, den Niederlanden und Rumänien. In einzelnen neuen EU-Mitgliedsländern wie etwa Bulgarien nahm der Anteil der Subventionen am Faktoreinkommen mit dem EU-Beitritt deutlich zu.

Die Subventionen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) speisen sich aus zwei Quellen: Direktzahlungen ("erste Säule der GAP") und Zahlungen des Programms der ländlichen Entwicklung ("zweite Säule"). Zu den EU-Zahlungen der zweiten Säule steuern die EU-Mitgliedsländer Kofinanzierungsmittel bei, deren Höhe vom Entwicklungsstand der jeweiligen Region abhängt. Die Direktzahlungen werden bisher nahezu ausschließlich aus EU-Mitteln dotiert. Die Subventionen an den Agrarsektor betrugen von 2007 bis 2009 im Durchschnitt 53 Mrd. Euro.

Die Kürzungen für österreichische Bauern werden im Rahmen der EU-Landwirtschaftsreform eher gering ausfallen, wenn die ländliche Entwicklung wie erwartet nicht angetastet wird, meint der Agrarökonom des Wifo, Franz Sinabell. "Aber auch Österreich wird Haare lassen müssen." Wie viel sei aber derzeit schwer zu sagen, weil das Budget für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) aufgrund der Verzögerungen beim EU-Budget nicht feststehe. Die Vorschläge von EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos seien auf Anpassungen anstatt Reformen gerichtet, so Sinabell. (red, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.11.2010)