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Der Generaldirektor und sein Helfer: Alexander Wrabetz (re.) hält zu Konzernsprecher Pius Strobl.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wien - Machtprobe auf dem Küniglberg, die nächste: Vier ORF-Direktoren protestierten Donnerstag gegen Alexander Wrabetz' Kommunikationschef Pius Strobl wegen dessen angeblicher "Abhör-Affäre" beim jüngsten Stiftungsrat. In der mehr als vierstündigen Sitzung am Donnerstag bekundeten Programmchef Wolfgang Lorenz, Finanzdirektor Richard Grasl und Onlinedirektor Thomas Prantner ihr Misstrauen und verlangten Strobls Ablöse. Hörfunkchef Karl Amon habe mitgezogen und eine Klärung verlangt, hieß es aus ORF-Kreisen.

Strobl bleibt

Mit der Ablöse wurde es, zumindest am Donnerstag, nichts: Pius Strobl wird vorerst bleiben, was er ist, ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sicherte zu, die Vorwürfe höchstpersönlich rasch klären zu wollen. Die Direktoren wollen den Vorfall jedenfalls nicht auf sich beruhen lassen: "Ohne eine glaubwürdige Aufklärung erwarten wir den Rücktritt von Kommunikationschef Strobl", sagte Onlinedirektor Prantner zum STANDARD.

Strobl hatte eine Mitarbeiterin angewiesen, Gespräche von Direktoren und Journalisten am Rande des Stiftungsrats mitzuschneiden. Er wolle Landesdirektoren einen Stimmungsbericht schicken, rechtfertigte sich Strobl. Doch auch die stellten sich gegen ihn: Die Begründung sei eine "Zumutung", auch aufgrund der "ständigen Vernachlässigung der Landesstudios". Die Ländervertreter stellten fest, dass Strobl "auch unser Vertrauen nicht genießt". 

"Viel Unmut angestaut"

Auch innerhalb des Hauses habe sich "viel Unmut angestaut" gegen Strobl, sagt ein Mitarbeiter: "Die Mehrheit empfindet ihn als Belastung für das Unternehmen." Ein Szenario für die Entmachtung des Konzernsprechers gibt es nicht. Die Geschäftsführung einer neuen Marketingtochter als Weg, Strobl von den "heißen" Themen fernzuhalten, hat wenig Aussicht auf Realisierung: Den Job muss die Mehrheit des Stiftungsrates absegnen. Die werde Strobl derzeit kaum schaffen, glaubt ein Mitglied.

Bei der Stiftungsratssitzung zur Abwahl von Infodirektor Elmar Oberhauser hätten Räte aller Parteien Vorbehalte gegen Strobl geäußert. Details über Oberhausers Gehaltshöhe, Pensionshöhe und Abfertigungsansprüche wurden aus dem ORF hinausgespielt, um Oberhauser zu demontieren. (Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 19.11.2010)