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Pius Strobl

Foto: APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER

Im gesteckt vollen Atrium verkündete der Konzernsprecher seinen Rücktritt: Der Besucherandrang zeigte, dass es sich bei Pius Strobl um keinen gewöhnlichen ORF-Kommunikationschef handelte. Eher um einen, der weiß, wie man das Unternehmen nutzt, um auch sich selbst in Szene zu setzen.

Bedingungslose Loyalität zu seinem Generaldirektor, gepaart mit kühnen Alleingängen, kennzeichneten die Jahre am Küniglberg. Schon bei Dienstantritt vor vier Jahren sorgte er für Erstaunen unter Mitarbeitern und Journalisten, weil er scheinbar nie von Alexander Wrabetz' Seite wich. Nicht nur Wrabetz, der ihm zuletzt noch den Rücken stärkte, wird ihn vermissen. So mancher Journalist schätzte seine Verfügbarkeit und Offenheit. Als gewiefter Stratege achtete und pflegte er seine Netzwerke. Nach den eher kommunikationsarmen Jahren der Lindner-Ära war das ein neuer Stil. Die Mitarbeiter seiner Abteilung schätzten ihn als Vorgesetzten.

Weniger beliebt machte sich Strobl mit seinen Alleingängen: Dominic Heinzl als großen Wurf zum ORF zu holen, ihm ein millionenteures Studio zu bauen, erzeugte Unmut. Mit Programmdirektor Wolfgang Lorenz gab es nicht erst deshalb schon des längeren keine Gesprächsbasis mehr. Mit der Eigenschaft, im Glauben an die eigene Sache über alles und jeden mit großer Selbstverständlichkeit drüberzufahren, machte er sich nicht wenige Feinde - ebenso mit der Taktik, gern ins Programm hineinzupfuschen, etwa als er für seine Frau Eva Pölzl, die er am Küniglberg kennen- und liebenlernte, Betätigungsfelder suchte.

Beharrlichkeit im Verfolgen seiner Ziele wurde dem 54-jährigen burgenländischen Ex-Gendarmen schon vor dem ORF nachgesagt. Als offizieller Gründer der Grünen machte er die Partei gehfähig, als grüner Stiftungsrat war er zwischen 1989 und 2006 effizientester ORF-Kritiker. Geschäftssinn bewies er mit untrüglichem Gespür zum Netzwerken im Eventbusiness. Dass er zunächst nichts dabei fand, Journalisten und Direktoren zu belauschen, deutet auf einige blinde Flecken im Unrechtsbewusstsein hin. Die Entschuldigungen kamen zu spät.

Seinen Job habe er nicht schlecht gemacht, resümierte Strobl zum Schluss. Was danach kommt? Erst Urlaub und Zeit mit Frau und dem 18 Monate alten Sohn Julius Xaver Pius Samuel, seinem dritten Kind aus zweiter Ehe. Um seine Existenz mache er sich keine Sorgen: Er habe zwei Jobangebote. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 20./21.11.2010)