Die Vertreibung von SubsistenzbäuerInnen von scheinbar "unproduktivem" Land zur Nutzung durch agroindustrielle Unternehmen zum Anbau von Cash-Crops - Nahrungsmittel für den Export - ist kein neues Phänomen, hat aber jüngst neue Dimensionen erreicht.

Laut Weltbank wurden allein im letzten Jahr 45 Millionen Hektar Land durch ausländische Firmen aufgekauft, langfristig gepachtet oder Verhandlungen über Kauf bzw. Pacht geführt. Das entspricht der fünffachen Fläche Österreichs. Dieser Landraub findet zu zwei Drittel in Afrika statt, jedoch auch andere Weltregionen, etwa Indien, sind betroffen. Doch scheinbar brachliegendes Land ist in der Regel alles andere als ungenutzt: Es dient traditionellen Formen von Subsistenzwirtschaft und ist damit zentrale Ressource für das Überleben der großen Bevölkerungsmehrheit. Frauen bilden die Mehrheit unter den SubsistenzbäuerInnen in Entwicklungsländern, sie bauen 60-80 Prozent der lokal konsumierten Grundnahrungsmittel an, verfügen jedoch kaum über Landtitel und gehören zu den ersten Leidtragenden von Landvertreibungen.

Die Ursachen für das verstärkte "Landgrabbing" sind vielfältig: geänderte Konsumgewohnheiten wie höherer Fleischverbrauch und damit noch mehr Anbau von Futtermitteln für den Export, Anbau von Energie-Pflanzen zur Gewinnung von Agrotreibstoffen sowie die Suche von Finanzinvestoren nach neuen Anlagemöglichkeiten. Das Platzen diverser Finanzmarkt-"Blasen" hat institutionelle Anleger verstärkt in Land, Wasser und agrarische Rohstoffe investieren lassen.

In dem von WIDE im Rahmen von "Klappe auf! 16 Tage gegen Gewalt an Frauen" produzierten Video "Frauen in der Nahrungsmittelkrise" werden diese globalen Entwicklungen als strukturelle Gewaltverhältnisse gegenüber Frauen im globalen Süden thematisiert. Strukturelle Probleme erfordern strukturelle Antworten: Weg von Exportproduktion, Freihandel und Spekulation hin zu Ernährungssouveränität. Vorrang für Frauen-/Menschenrechte. (red)