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Feldhasen beim "Hochzeitstanz". Variation der Gene macht Hasen in Belgien fitter.

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Wien - Seit Charles Darwin gilt Variation neben der Selektion als entscheidendes Prinzip der Evolution. Genetische Unterschiede ermöglichen es, besser passende Eigenschaften über Generationen hinweg zu fördern. Doch Variation in den Genen scheint nicht nur für ganze Arten Vorteile zu haben, sondern auch für einzelne Tiere, wie Biologen heute vermuten.

Genau diese Hypothese haben nun Steve Smith und Franz Suchentrunk vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Uni Wien gemeinsam mit Kollegen aus Großbritannien und Belgien überprüft - und zwar an europäischen Feldhasen in Belgien und Ostösterreich.

Smith und seine Kollegen untersuchten den Einfluss von Variation bei zwei Genen des so genannten Major Histocompatibility Complex (MHC) auf die Zahl der Nachkommen. Der MHC beeinflusst Immunreaktionen. Aus diesem Grund gelten MHC-Gene als mögliche Vermittler zwischen genetischer Variation und Fitness. Eine Reihe von Studien weist zudem auf eine mögliche Rolle des MHC als Verursacher für Kinderlosigkeit beim Menschen hin.

Das Forscherteam entwickelte ein ausgeklügeltes Modell, um die Auswirkung genetischer Variation zu berechnen. Tatsächlich zeigte sich, dass zumindest belgische Hasen mit unterschiedlichen Versionen der MHC-Gene mehr Junge bekommen als Tiere mit zwei gleichen Genversionen, wie die Forscher in Fachzeitschrift Molecular Ecology (Bd. 19, S. 4131) berichten.

Bei den ostösterreichischen Hasenpopulationen konnten die Evolutionsbiologen jedoch keinen Einfluss der Genversionen auf die Fruchtbarkeit finden. Die Ursache liegt womöglich im unterschiedlichen Selektionsdruck - und der Zusammenhang ist damit wohl komplexer als gedacht. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 23.11.2010)