Siegfried Anzinger: "Hieronymo", 2010

Foto: Lentos

Linz - Dem Oberösterreicher Siegfried Anzinger widmet das Kunstmuseum Lentos in Linz eine nach dem Künstler benannte Ausstellung von 26. November bis 13. März 2011. In fünf Räumen haben Kuratorin Elisabeth Nowak-Thaller und der in Köln lebende Maler einen Überblick über dessen Schaffen von 1981 bis 2010 zusammengestellt. Sie habe sich dieses Projekt schon lange gewünscht, sagte Lentos-Direktorin Stella Rollig am Mittwoch bei einer Presseführung.

Anzinger habe "in einem Arbeitsfuror" etliche neue Werke für die 100 Exponate umfassende Schau geschaffen, so Rollig. Wildwest, Paradies und Religion sind wiederkehrende Themen. Als Erstes sticht aber das Bild ins Auge, mit dem die Karriere des in Weyer an der Enns geborenen Künstlers begann: Mit "Zwei Krieger" aus dem Jahr 1982 ging er zur documenta und "brachte die Kunstszene durcheinander", so Nowak-Thaller.

Anzinger prägte den Begriff "Junge Wilde" in den 1980er Jahren mit, führte nach der Konzeptkunst, den Videos und Installationen in den 1970er Jahren die Malerei wieder zu einer expressionistischen Tendenz. Im Untergeschoß des Lentos sind Grafiken aus der Sammlung des Museums von Zeitgenossen wie Alfred Klinkan und Hubert Schmalix zu sehen.

Seine Motive schöpft der 57-Jährige aus der klassischen Kunstgeschichte, lässt Bildfindungen aus alten Meisterwerken einfließen, sagte Nowak-Thaller über den "im Ranking österreichischer Maler unter den Top Ten" stehenden Anzinger. Frühere und aktuelle Werke sind im Lentos einander gegenüber gehängt, die Räume thematisch gegliedert. So entstehen immer wieder neue Ansichten auf die Kunst Anzingers. Er wandelt zwischen Malerei und Zeichnung, unterläuft mit schwarzen Linien die Farbflächen und setzt damit Akzente.

Erstmals sind im Lentos die Original-Vorzeichnungen zu den beiden sechseinhalb Meter hohen Glasfenstern in der Pfarrkirche Weyer aus 2008 zu sehen. Das Frauen- und das Männerfenster enthalten Anzingers eigenständige Ikonographie, auch das Thema Kindesmissbrauch wird angesprochen.

Die "Wild West"- oder Paradies-Zyklen enthalten oft sexuelle Darstellungen, doppeldeutigen Humor und witzige Details. "Der Garten" aus 2010 etwa wirkt wie eine Szene aus dem "Dschungelbuch", allerdings sind die Tiere in menschlichen sexuellen Posen abgebildet. Auch etwa 20 Skulpturen und grafische Arbeiten beinhaltet die Schau.

Er male in einer Technik, "die schon Ägypter und Etrusker kannten", so der Künstler über sich selbst. Anzinger verwendet Leimfarbe, die zwar schnell trocknet und den Ton sehr gut hält, dafür aber fast nicht restaurierbar ist und sich schlecht nachbessern lässt. Daher brauche er ein Konzept, wie das Bild ungefähr werden soll, so der Maler. (APA)