Stelen für die sieben realisierten Gebäude Percos stellt Andreas Golinski den Collagen unrealisierter Bauten gegenüber.

 

Foto: Galerie Krobath

Wien - Der Zufall war es, der Andreas Golinski ein Buch über den Architekten Rudolf Perco in die Hände gespielt hat. So einfach erklärt sich, wieso der in Essen und Mailand lebende Künstler sich ausgerechnet mit dem in Österreich fast vergessenen Wiener Architekten, einem Otto-Wagner-Schüler, beschäftigt. Rudolf Perco 1884-1942. Von der Architektur des Roten Wien zur NS-Megalomanie heißt ebendieses 2001 publizierte Werk Ursula Prokops. Ein Titel, der darauf schließen lassen könnte, Perco sei auch unter den Nazis erfolgreich gewesen.

Dem war jedoch nicht so: Als Architekt des Roten Wiens erhielt er bereits seit Beginn des Austrofaschismus keine Aufträge mehr. Allerdings hatte er stets die monumentale, repräsentative Bauweise bevorzugt, eine Vorliebe, die von seinem 1467 Wohnungen umfassenden "Superblock" am Friedrich-Engels-Platz (1930-1933) logisch zu den megalomanen Entwürfen für das NS-Regime führte. Entwürfe. Denn Perco "blieb trotz intensivster Anbiederungsversuche auch unter den Nationalsozialisten erfolglos", notiert das Lexikon der Wiener Sozialdemokratie.

Anbiederung an die Ewigkeit zitiert der Titel der Schau Perco selbst und lässt damit durchklingen, wie sehr der erfolglose Architekt und Jurist, der zeitlebens nur sieben Bauten realisierte, auf die steingewordene Unsterblichkeit seiner Utopien hoffte.

Andreas Golinski (geb. 1979) faszinieren Percos visionäre, futuristische Entwürfe und ihre immense zeichnerische Qualität. In der Galerie inszeniert er eine Art Erinnerungsraum: Sieben simple Betonstelen dienen als Stellvertreter der realisierten Bauten. Die Düsternis der verwendeten Materialien, schwarzes Papier und dunkle Gummimatten, transportiert auch die Tragik von Percos Figur, denn dessen Träume verblieben zeitlebens im Skizzenstatus. Als Einzelgänger und notorischer Nörgler wird Perco beschrieben. 1942 setzte er seinem Leben ein Ende.

Erinnern und Vergessen, das sind wiederkehrende Themen bei Golinski. Oft - und wie bei Perco - sind es dunkle, wahre Geschichten, die Golinski aus der Versenkung hebt und daher wohl auch in schwermütiges Schwarz hüllt. Eine stimmige Annäherung. (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Printausgabe, 25.11.2010)