Wien - Der Problematik Zwangsheirat hat sich Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek anlässlich des  Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen angenommen. "Leider werden auch in Österreich viele junge Mädchen und Frauen zu einer Zwangsheirat gezwungen", so Heinisch-Hosek am Donnerstag. ExpertInnen gehen von jährlich rund 200 Opfern aus - trotz Strafbarkeit und bis zu fünf Jahren Haft bei einer Verurteilung.

Zwei Projekte starten in den "16 Tagen"

Kulturelle Wertvorstellungen, innerfamiliärer und gemeinschaftlicher Druck auf die Eltern, aber auch wirtschaftliche Gründe würden dafür sorgen, dass viele ihre Töchter in eine Ehe zwingen, meinte die Ministerin."Das ist eine gravierende Menschenrechtsverletzung, bei der wir nicht wegschauen dürfen." Sie wolle die bis 10. Dezember dauernden 16 Tage gegen Gewalt nutzen, um ein deutliches Zeichen dagegen zu setzen. Gestartete werden laut Heinisch-Hosek zwei Projekte: ein Ausbildungsprogramm für Betroffene sowie eine Schulungsinitiative für Lehrer, Sozialarbeiter, Jugendbetreuer und Familienrichter.

Grüne kritisiert Fehlen von Notwohnungen

Die Grüne Frauensprecherin Judith Schwentner kritisierte die Maßnahmen als unzureichend: "Betroffene von Zwangsheirat zu ermutigen, sich zu wehren und ihnen dann aber die nötige Hilfe zu verweigern, ist fahrlässig. Denn bis heute gibt es die seit Jahren angekündigten Notwohnungen, die den von Zwangsheirat bedrohten Frauen, den nötigen Schutz bieten könnten, immer noch nicht."

Ihre weiteren Forderungen: Um bei späten Anzeigen Probleme mit der Beweissicherung zu vermeiden, müsse es bundesweit einheitliche Standards bei der Spurensicherung und einen Ausbau klinisch-forensischer Ambulanzen geben.

Endlich glaubwürdige Schritte gegen FGM setzen

"Auch in anderen Punkten besteht akuter Handlungsbedarf. Frauenhandel und Zwangsprostitution sind ein ernstzunehmendes Problem, aber auch die als 'Beschneidung' verharmloste Zwangsverstümmelung junger Frauen muss energisch bekämpft werden", meinte FPÖ-Nationalratsabgeordnete Carmen Gartelgruber.

Weltweit sind laut UNO-Statistik bis zu 70 Prozent aller Frauen von Gewalt betroffen, erklärte VP-Abgeordnete Ursula Plassnik in einer Aussendung. Sie rückte ebenfalls das Thema Weibliche Genitalverstümmelung (FGM) in den Mittelpunkt: Diese werde weltweit immer noch in etwa 30 Ländern praktiziert, so Ursula Plassnik. "Die Europäische Union sollte eine viel stärkere Rolle im Kampf gegen FGM spielen und durchaus auch Maßnahmen gegen jene Länder andenken, die keine glaubwürdigen Schritte setzen, um weibliche Genitalverstümmelung abzuschaffen."

Auch Österreichische ParlamentarierInnen, die Mitglieder der AWEPA Sektion Österreich (European Parliamentarians with Africa) sind, riefen dazu auf, die weltweite Kampagne von UNFPA (United Nations Population Fund) und UNICEF (United Nations International Children's Emergency Fund) zur "Beendigung der Praxis der Genitalverstümmelung innerhalb einer Generation" zu unterstützen. Weltweit seien allein zwischen 100 und 140 Millionen Mädchen und Frauen Opfer verschiedenster Formen der Genitalverstümmelung.

Spindelegger betont Fortschritte

Außenminister Michael Spindelegger wies darauf hin, dass sich auch Fortschritte ergeben haben: "Wir haben die vergangenen zwei Jahre unserer Mitgliedschaft im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen insbesondere auch dafür genützt, die Umsetzung der Resolution 1325 'Frauen, Friede, Sicherheit' und ihrer Nachfolgeresolutionen voranzutreiben." In den vergangenen zehn Jahren habe sich viel getan, seit zwei Jahren gebe es beispielsweise auch in Albanien ein Gesetz zur Gleichstellung der Geschlechter. (APA)