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Am Arbeitsplatz sind die häufigsten Formen von Gewalt sexuelle Übergriffe und Mobbing (gestellte Aufnahme)

Foto: APA/Hans Klaus Techt

Noch bis 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, finden derzeit die "16 Tage gegen Gewalt"  - eine Kampagne für die Anerkennung von Frauenrechten als Menschenrechte - statt. Auch am Arbeitsplatz ist Gewalt ein Thema: Zwischen 40 und 90 Prozent aller Frauen sind laut internationalen Untersuchungen irgendwann in ihrem Leben mit Formen von Gewalt und Belästigung im Job konfrontiert. Ein Projekt, initiiert von Mental Health Europe, das von der europäischen Kommission für Freiheit, Sicherheit und Recht gefördert wird, will nun auf diese Tatsache aufmerksam machen. Acht europäische Länder nehmen daran teil. Für Österreich hat pro mente Austria mitgearbeitet.

"Es war sehr schwer überhaupt österreichbezogene Daten und Statistiken zu sammeln, weil es wenige Studien gibt", erzählt die österreichische Projektkoordinatorin, Anna Stückler. Österreich liegt gemeinsam mit Griechenland und Rumänien im Mittelfeld bei den Vorkommnissen. "Besonders verbreitet sind Mobbing und sexuelle Belästigung", weiß Stückler. Sexuelle Belästigung beginne häufig in Form von "harmlosen Witzen" und würde sogar von den betroffenen Frauen oft banalisiert. Immer mehr zur Kenntnis genommen werde hingegen Mobbing. Frauen im Gesundheits- und Pflegebereich, in der Tourismusbranche aber auch im administrativen Bereich seien besonders häufig betroffen.

Symptome mit Folgen

"Die Betroffenen haben oft Angst sich lächerlich zu machen oder den Arbeitsplatz zu verlieren und vertrauen sich deswegen niemandem an", so Stückler. Dabei ist es wichtig die eigenen Grenzen abzustecken und darüber zu sprechen. Denn Gewalt und Belästigung haben unmittelbare Auswirkungen: Konzentrations- und Motivationsmangel, Verlust von Selbstvertrauen, Depression, Wut, Angst und Reizbarkeit. Das ist auch schlecht für Unternehmen, weil das ganze Arbeitsklima davon beeinflusst werden kann. "Arbeitgeber müssen gesetzlich dafür sorgen, dass Gewalt und Belästigung im Unternehmen nicht vorkommt", so Stückler.

Ebenso wie bei Stress sei es wahrscheinlich, dass die psychischen Symptome sich zu körperlichen und psychischen Erkrankungen, Tabak-, Alkohol- und Drogenkonsum entwickeln. Die Folgen: Arbeitsunfälle, Invalidität oder sogar Suizid.

Zu Wort melden

Betroffenen Frauen rät Stückler das direkte Gespräch zu suchen und klarzustellen, dass das Verhalten des Kollegen, der Kollegin oder des Vorgesetzten nicht in Ordnung ist. "Auf alle Fälle sollte man sich auch Familienangehörigen anvertrauen, weil Reden allein schon oft hilft die Situation einzuschätzen", so Stückler. Helfe das alles nicht, sollten Beweise gesammelt, Kollegen als Zeugen einbezogen werden und das Gespräch mit einer Vertrauensperson in der Firma gesucht werden.

Hilfestellung

Ein Ergebnis des europaweiten Projektes ist die Broschüre "Gewalt gegen Frauen am Arbeitsplatz.... Reden statt Schweigen". Sie richtet sich nicht nur an die weiblichen Opfer von Gewalt am Arbeitsplatz, sondern soll für alle ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen eine Hilfestellung zum Erkennen von Gewalt am Arbeitsplatz sein und nicht zuletzt eine Anleitung für den entsprechenden Umgang mit der Problematik.

Neben allgemeinen Informationen zu Gewalt, Mobbing und Belästigung enthält die Broschüre Leitlinien für den richtigen Umgang mit diesen Verhaltensweisen sowie eine Sammlung möglicher Anlaufstellen für Betroffene. (Marietta Türk, derStandard.at, 1.12.2010)