Wer sich vom Südwesten der USA trockene Wüsten und steinige Landschaften erwartet, der wird nicht enttäuscht. Von beidem gibt es reichlich. Die folgenden Bilder stammen zum größten Teil aus dem Gebiet der Grand Staircase, jener stufenartigen Sedimentdecke, die einen Teil des Untergrunds der Bundesstaaten Utah und Arizona ausmacht. Hier kann man vor allem Sandstein erleben und seine beeindruckend unterschiedlichen Stadien des Zerfalls. Auf dem bereisten Gebiet von etwas mehr als 600 Mal 300 Kilometer - einer Fläche also, in die sich Österreich gerade so reinquetschen ließe - füllen sich die Kamera-Speicherchips schneller, als für die daheimgebliebenen Urlaubsbilderbetrachter gut sein kann.

-> derStandard.at/Reisen auf Facebook.

Wir begannen unsere Überlandpartie in Las Vegas. Folgt man der Nevada State Route 160 Richtung Westen und zweigt bei Pahrump auf die 190er ab, dann gerät man nach 150 Kilometern in den Death Valley National Park. Die Erfahrung hat gezeigt, dass der Mittag nicht die ideale Zeit ist, um hier umherzuwandern (was im Übrigen - mit wenigen Ausnahmen - für alle landschaftlichen Sehenswürdigkeiten in dieser Ecke der USA gilt). Spätestens jetzt ist der richtige Moment, alle Eitelkeiten hinter sich zu lassen und sich seine Baseballkappe über den Kopf zu stülpen. Im Bild: das salzverkrustete Badwater Basin, rund 85 Meter unter Meeresniveau.

Foto: Thomas Bergmayr

Zur Einstimmung auf alles, was an Sandsteinformationen noch folgen sollte, eignet sich der Valley of Fire State Park (knapp 50 Kilometern nordöstlich von Las Vegas) als Zwischenstopp besonders gut. Der zwei- bis dreistündige Abstecher führt einen durch eine Felslandschaft, die so ziemlich alles aufbietet, was Gestein an Farbschattierungen zwischen Kükengelb und Zinnoberrot normalerweise vorzuweisen hat. Als Draufgabe gibt's an mehreren Orten Felszeichnungen der prähistorischen Anasazi-Ureinwohner zu begutachten.

Foto: Thomas Bergmayr

Bei aller Bewunderung für die pittoreske Trockenheit der Region freut man sich doch über die feucht-grüne Abwechslung, die der Zion National Park im Südwesten von Utah bereit hält. Wer längere Fußmärsche in steilem Gelände nicht scheut, sollte die Wanderung auf den Felsgipfel Angel‘s Landing wagen. Zur Belohnung winkt ein atemberaubender Blick hinab in den Zion Canyon. Aber auch jene, die vor körperlicher Anstrengung zurückschrecken, kommen im Zion auf ihre Kosten: Der im Minutentakt verkehrende Shuttlebus kutschiert die Fauleren unter den Naturliebhabern zu zahllosen kürzeren Wanderrouten und Picknick-Plätzen.

Foto: Thomas Bergmayr

Verlässt man den Zion National Park auf der Utah State Route 9 Richtung Osten, kann man kurz vor dem Zion-Mt. Carmel Tunnel die Entstehung einer natürlichen Felsbrücke beobachten - allerdings sollte man bis zu deren Fertigstellung schon ein paar hunterttausend Jahre einplanen. Wer nicht so viel Geduld hat, ist im Arches National Park etwa 500 Straßenkilometer weiter nordöstlich besser aufgehoben.

Foto: Thomas Bergmayr

Paradoxerweise lautet die wichtigste offizielle Schutz-Devise für den Amerikanischen Bison "Eat more Buffalo!" Nachdem die Art gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis auf wenige Hundert Exemplare beinahe ausgerottet war, tummeln sich heute wieder mehrere Hunderttausend der Wildrinder in den Nationalparks und Ranches des südlichen und mittleren Westens.

Foto: Thomas Bergmayr

Der Bryce Canyon ist eigentlich keiner, sondern stellt vielmehr den östlichen Rand des Paunsaugunt-Plateaus dar, der durch Wind und Wetter allmählich erodiert. Zurück bleiben halbkreisförmige Amphitheater, in denen sich hohe Säulen und steile Pyramiden wie ein tausendfaches Publikum eng aneinander drängen.

Foto: Thomas Bergmayr

Amerikanische Ureinwohner von Volk der Paiute haben eine andere Erklärung als die Geologen: In ihren Mythen waren die Hoodoos genannten Felssäulen einst Angehörige der To-when-an-ung-wa, der Legendenmenschen, die vom Gott Coyote wegen einiger nicht näher erwähnten Untaten zu Stein verwandelt wurden.

Foto: Thomas Bergmayr

Vom weißen Mann wurde die abgelegene Gegend erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entdeckt und besiedelt. Der schottische Mormone Ebenezer Bryce, der als Namenspatron für den Nationalpark fungierte, bezeichnete den Bryce Canyon als „höllischen Platz um eine Kuh zu verlieren". Tatsächlich fällt es nicht leicht, bei Wanderungen zwischen den Hoodoos den Überblick zu behalten.

Foto: Thomas Bergmayr

Nächste Station: Grand Canyon. Vom Nordrand des weltweit einzigartigen Naturwunders ist der Ausblick zwar nicht ganz so spektakulär, wie vom südlichen Gegenüber, einen Tagesausflug ist das bunte Fels-Panorama am Abgrund in jedem Fall aber wert.

Foto: Thomas Bergmayr

Verlässt man das Kaibab-Plateau Richtung Osten, gelangt man auf dem kurvenreichen U.S. Highway 89A in den Arizona Strip am Fuße der Vermilion Cliffs. Der frühe Abend, wenn die untergehende Sonne die Sandsteinklippen ordentlich in Szene setzt, eignet sich am besten für diesen Streckenabschnitt.

Foto: Thomas Bergmayr

Einige Kilometer weiter liegt direkt unter den roten Klippen des Vermillion Cliffs National Monument die Cliff Dwellers Lodge. Das kleine Motel hat sich als wahrer Glücksgriff erwiesen. Ein Restaurant, saubere Zimmer, eine Tankstelle und ein herzerwärmender Ausblick auf die im Abendrot glühenden Felswände jenseits des Colorado Rivers befriedigen alle anstehenden Bedürfnisse.

Foto: Thomas Bergmayr

Die Navajo Bridge über den Marble Canyon ist nach dem Hoover Dam Bypass fast 1.000 Kilometer im Westen die erste Möglichkeit, den Colorado Fluss auf dem Landweg zu überqueren. Jenseits davon beginnt die Navajo Nation, das größte Indianerreservat der USA.

Foto: Thomas Bergmayr

Den Horseshoe Bend, eine gut überblickbare Flussschlinge des Colorado River nahe Page, erreicht man von der Straße aus nur nach einem etwa 15-minütigen Fußmarsch über einen Hügel und staubiges Ödland. Der Ausblick ist dennoch jedes Sandkorn wert, das man sich hinterher aus den Schuhen schütteln muss.

Foto: Thomas Bergmayr

In der Hitparade der landschaftlichen Superlative des amerikanischen Südwestens rangiert der zweigeteilte Antelope Canyon bei Page zweifellos unter den Top drei. Der Eingang zum von Regenbächen ausgeschwemmten Lower Antelope Canyon schaut zunächst eigentlich nach Nichts aus,...

Foto: Thomas Bergmayr

... doch ist man erst einmal in die enge Schlucht hinuntergeklettert, findet man sich unversehens in einer bunten Welt aus Stein und Licht wieder.

Foto: Thomas Bergmayr

Insbesondere der Lower Antelope Canyon zählt zu den wenigen Orten, die man als Tourist möglichst um die Mittagszeit ansteuern sollte. Wenn die Sonne hoch steht, treten Schluchtboden und Felswände aus dem Schatten hervor und zeigen sich von ihrer besten Seite. Ganz ungefährlich ist der Aufenthalt im stellenweise nur einen halben Meter schmalen Sandsteinschlauch nicht: 1997 kamen hier elf Touristen in den Wassermassen um, die ein mehrere Kilometer entferntes Gewitter durch die Canyons donnern ließ.

Foto: Thomas Bergmayr

Nur wenige Landschaften des Südwestens verbindet man als erfahrener TV-Konsument so sehr mit dem Wilden Westen, wie die Mesas und Buttes des Monument Valley. Der Navajo Tribal Park dient seit den 1930er Jahren als klassische Kulisse für ungezählte Filme - schon der erste Blick vom Besucherzentrum über das weite, trockene Tal verrät, warum das so ist.

Foto: Thomas Bergmayr

Landschaftliche Ikonen des Monument Valley: Das Tafelberg-Trio West Mitten und East Mitten sowie Merrick Butte (von links nach rechts).

Foto: Thomas Bergmayr

Cortez im äußersten Südwesten des Bundesstaates Colorado ist idealer Ausgangspunkt für den nahen Mesa Verde National Park. Das 8.000-Seelen-Städtchen bietet günstige Unterkünfte und ebensolche Mahlzeiten.

Foto: Thomas Bergmayr

Ein 1956 GMC Pickup in einem Hinterhof von Cortez.

Foto: Thomas Bergmayr

Der Mesa Verde National Park ist UNESCO Weltkulturerbe und zählt zu den herausragendsten archäologischen Stätten der USA. Hunderte zum Teil gut erhaltene Felsenbehausungen verteilen sich hier über mehrere Täler des „Grünen Tafelberges". Erbaut wurden sie von Ureinwohnern der Anasazi-Kultur vor über 700 Jahren.

Foto: Thomas Bergmayr

Auf dem Weg zurück zum Grand Canyon bietet sich ein Abstecher zur Hubbell Trading Post bei Ganado, Arizona, an. Die historische Handelsniederlassung stammt aus dem Jahr 1876 und vermittelt einen authentischen Eindruck von den Lebensumständen im "Wilden Westen".

Foto: Thomas Bergmayr

Ergibt es sich, dass man während Haupturlaubszeit am frühen Abend den South Rim des Grand Canyon National Parks erreicht, dann ist es vorteilhaft, wenn man bereits eine Zimmerreservierung für eines der im Park gelegenen Hotels in der Tasche hat. Andernfalls muss man nach dem Genuss des Sonnenuntergangs schlimmstenfalls bis ins 80 Kilometer entfernte Williams kurven, um noch eine freie Unterkunft zu ergattern.

Foto: Thomas Bergmayr

Hotels, die sich direkt im Grand Canyon Village befinden, haben den Vorzug, dass es von dort per Park-Shuttle oder zu Fuß zum Abgrund der gewaltigsten Schlucht der Erde nur wenige Minuten sind. Dieses Privileg bezahlt man allerdings mit teilweise exorbitanten Zimmer- und Restaurantpreisen. Andererseits verschafft einem die Lage die eine oder andere Stunde zusätzlichen Schlaf, wenn man vor hat, den Sonnenaufgang über den Grand Canyon zu erleben - und den sollte man keinesfalls versäumen.

Foto: Thomas Bergmayr

Informationsblätter der Parkverwaltung warnen eindringlich davor, sich diesen Kreaturen zu nähern oder sie gar zu füttern. Gemessen an der jährlichen Anzahl von Bissverletzungen handelt es sich beim Eichhörnchen um die für Menschen gefährlichste Spezies dieser Gegend. Tatsächlich zeigen viele der Nager keinerlei Scheu, wenn es darum geht, den Parkbesuchern etwas Essbares abzubetteln.

Foto: Thomas Bergmayr

Wer gegen etwas Kitsch und Klischee zwischendurch nichts einzuwenden hat, kann auf der Rückfahrt nach Las Vegas einen Teilabschnitt der historischen Route 66 befahren.

Foto: Thomas Bergmayr

Gleich nach der Abzweigung von der Interstate 40 führt die ehemalige Ost-West-Verbindung durch Seligman. Zahlreiche Burgerbuden, Cafes und Schnellrestaurants schwelgen in kunterbunter Route-66-Nostalgie und erhoffen sich damit Einnahmen von Durchreisenden. Uns haben sie jedenfalls damit erwischt...

Foto: Thomas Bergmayr

Wenige Kilometer vor Las Vegas muss man noch einmal den Colorado River überqueren. Seit dem 19. Oktober dieses Jahres kann man dies über die neue Mike O'Callaghan - Pat Tillman Memorial Bridge tun; davor führte die Route 93 über den Hoover Dam. Das aus den 1930er Jahren stammende Bauerwerk zählt mit 254 Metern zu den höchsten Staumauern der Welt und staut den Colorado River zum 177 Kilometer langen Lake Mead auf. (tberg/derStandard.at, 1.12.2010)

Foto: Thomas Bergmayr