Synchronschwimmen statt Midlife-Crisis: Männer im, auf und neben dem Wasser in Måns Herngrens neuem Film.

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Wien - Unter Einfluss von Alkohol werden Menschen schon einmal kreativ und wagemutig. Eine Handvoll schwedischer Männer feiert infolge einer feucht-fröhlichen Zusammenkunft einen Überraschungserfolg als Amateurwasserballettensemble.

Männer in Badeanzügen, die sich an graziösen Bewegungen und Ornamenten versuchen: Männer im Wasser / Allt flyter von Autor und Regisseur Måns Herngren scheint zunächst den Weg von Arthouse-Unternehmungen wie The Full Monty zu nehmen. Genau wie die Dame, die umgehend einen Auftritt der Truppe bucht, stellt man aber fest, dass die Athleten kein Interesse an Klamauk haben. Vielmehr hat sie der Ehrgeiz gepackt. Nach einigen Unstimmigkeiten und anderen Hindernissen nehmen sie die Weltmeisterschaft in Berlin ins Visier und unter Anleitung von Fredriks (Jonas Inde) sportlicher Tochter Sara (Amanda Davin) das Training auf. Diese partielle Verkehrung der Rollen zwischen Vater und Kind hat auf die problematische Beziehung der beiden ebenfalls positive Auswirkungen.

Die wohl einem Koproduktionsabkommen geschuldeten Auftritte deutscher Darsteller, vor allem Jan Henrik Stahlberg als beflissener Sportfunktionär, wirken übersteuert - so als wären diese über den Charakter des Films nicht ganz richtig instruiert. Der zeichnet sich nämlich durch einen möglichst unaufgeregten Zugang aus und vermeidet fast immer den Griff zur nächstliegenden Pointe.

Ein Versäumnis muss man aber festhalten: Im Unterschied zum französischen Spielfilm La naissance des pieuvres, in dem Kunstschwimmen ebenfalls eine Rolle spielt, weiß Männer im Wasser die Choreografien und flüchtigen Ornamente filmisch nicht besonders zu nutzen. Die französische Regisseurin Célina Sciamma verdichtet solche Einlagen zu dynamischen Bild- und Tonfolgen. Da müssen die Herren noch ein bisschen üben. (Isabella Reicher, DER STANDARD - Printausgabe, 30. November 2010)