Was macht einen "ernsthaften" Schriftsteller aus? Wie sehen sich die Literaturproduzenten selbst? Wie stehen sie zum Literaturbetrieb? Wie zahlen sie ihre Rechnungen in Zeiten der Schreibblockade? Was bringen Autorenverbände und Standesvertretungen? Um diese und ähnliche Grundsatzfragen geht es heute im Haus der Literaturen, dort also, wo normalerweise verschiedene Schreibstile, Gattungen oder ästhetisch-kritische Wertungen vorgestellt und diskutiert werden.

Für öffentliche Selbstreflexion und Selbstdarstellung sorgt der 1955 in Linz geborene Schriftsteller Ludwig Laher. In Salzburg hat er Germanistik, Anglistik und Philologie studiert, inzwischen lebt er im oberösterreichischen St. Pantaleon. Also nicht wie die Majorität seiner zeitgenössischen Kollegen in der großen Stadt, sondern auf dem Land. Warum das so ist, wird Laher heute natürlich auch erklären. Lebt als Autor in Österreich heißt sein Vortrags- und Gesprächsabend, ein Titel, mit dem auf ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Autoren hingewiesen wird:

Für Laher ist das Schreiben der Hauptberuf, daneben ist er zwar auch als Übersetzer, Herausgeber und Regisseur tätig, Auftragsarbeiten muss er aber nicht annehmen. Was natürlich Einfluss auf Themenwahl, Inhalt und Form hat und etwa Zeit für tiefergehende Recherchen lässt.

Aber ein unwägbares Risiko bleibt: Schließlich können die Arbeiten an einem Roman 18 Monate dauern, ob das Ergebnis dann auch einen Verlag und Leser findet bzw. Veranstalter interessiert, lässt sich kaum prognostizieren. Gelingen und Scheitern definiert Laher (wie die meisten seiner Kollegen) aber weniger auf Basis von Verkaufszahlen, sondern nach ästhetischen Kriterien. Nicht nur auf dieser Ebene sind Schriftsteller meist Einzelkämpfer - gibt es dennoch so etwas wie Solidarität, die über reine Lippenbekenntnisse hinausgeht? Zweifel scheinen bei dieser Frage durchaus angebracht, vielleicht kann Laher, der sich über Jahrzehnte hinweg in berufs- und kulturpolitischen Vereinigungen engagiert hat, diese entkräften. Jedenfalls kann er seine eigene, "parteiische" Sicht auf Konkurrenzkampf und Eifersucht unter Kulturproduzenten darlegen und damit der ganzen Schreiberzunft einen Dienst erweisen: von wegen Transparenz und Durchlüften des Elfenbeinturms. (dog/DER STANDARD, Printausgabe, 1. 12. 2010)