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Etwas skeptisch beäugen Vizekanzler Pröll und Kanzler Faymann Staatssekretärin Verena Remler bei ihrer ersten Parlamentsrede. Ginge es nach der FPÖ, dann wäre es auch gleich ihre letzte.

Foto: AP/Punz

Wien - Verena Remler ist kaum zu verstehen. Die neue Familienstaatssekretärin hat sich auf ihre Antrittsrede im Nationalrat zwar besser vorbereitet als auf ihre Präsentation vor zwei Wochen, doch wieder sitzen vor ihr Störenfriede. Statt Journalistenfragen prasseln diesmal Zwischenrufe aus dem BZÖ-Lager auf Remler ein. Als Schreihälse tun sich Ewald Stadler und Peter Westenthaler hervor.

"Sie haben überhaupt keine Kinderstube", empört sich ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf, auch Nationalrätspräsidentin Barbara Prammer maßregelt das orange Duo. Nicht zum ersten Mal werde eine Frau im Parlament von Männern "niedergeplärrt", ergänzt die grüne Abgeordnete Daniela Musiol und wittert im Umgang mit Remler "Alltagssexismus". Sobald eine Frau etwas werde, tauchten "Rabenmutter-Fantasien" auf, bekrittelt die Grüne. Einen männlichen Abgeordneten wie Martin Bartenstein hingegen habe noch nie jemand gefragt, ob seine fünf Kinder gut betreut sind. "Der Stadler hat sogar sechs", pflichtet ein ÖVP-Mandatar bei.

An Remlers Rede hat Musiol dann doch etwas auszusetzen: Das Leitmotiv "Familie ist dort, wo Kinder sind" klammere "Schwule und Lesben" aus. Andere Angriffspunkte bietet das neue Regierungsmitglied kaum. Die Frage, ob der Staat Familien besser mit Geld oder Sachleistungen wie etwa mehr Kindergartenplätzen fördern soll, umschifft Remler mit einem "Sowohl-als-auch", für entscheidend hält sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die nun beschlossenen Kürzungen machten sie "nicht glücklich", seien aber ohne Alternative.

Blaue und Orange widersprechen - und halten Remler für das Gegenteil von alternativlos. Als "Superpraktikantin" putzt sie BZÖ-Klubobmann Josef Bucher herunter, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache empfiehlt ihr, Geschichte zu schreiben und am ersten Tag zurückzutreten. Als Strache sein Lamento über die "verratenen und verkauften Familien" mit dem Sprichwort "der Fisch beginnt am Kopf zu stinken" garnieren will, verhaspelt er sich so, dass sich Anwesende aus dem Regierungslager als Stinker angesprochen fühlen konnten. Prammer weist Strache zurecht: "Ich stelle fest, in diesem Saal hier stinkt niemand."

SPÖ-Klubchef Josef Cap beschleicht angesichts Straches "Chaotisierungsstrategie" eine gewisse Nostalgie: "Jörg Haider hat zumindest noch Vorschläge eingebracht, über die man reden konnte." (jo, DER STANDARD, Printausgabe, 2.12.2010)