Der 26-jährige Student der Elektrotechnik Daniel Smidt ist Spitzenkandidat der FLÖ.

Foto: derStandard.at/floe

Der Spitzenkandidat der Fachschaftslisten Österreichs (FLÖ) Daniel Smidt ist der vierte Befragte in der Interviewreihe von derStandard.at zu den ÖH-Wahlen. Die letzten ÖH-Wahlen im Jahr 2001 waren für die FLÖ nicht unbedingt ein Honigschlecken: sie verlor ein Mandat und hat derzeit nur noch zwei Mandate in der Bundesvertretung. Für die kommenden Wahlen will die FLÖ wieder bei den Gewinnern dabei sein und strebt sogar eine Vervielfachung der Mandate auf vier bis sieben an. Außerdem hat sich die FLÖ zum Ziel gesetzt, in der Koalition vertreten zu sein. Einzige Ausnahme: eine Zusammenarbeit mit dem RFS wird ausgeschlossen. Das Interview mit dem Spitzenkandidaten der FLÖ führte Sonja Fercher.

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derStandard.at: Was studierst du?
Daniel Smidt: Elektrotechnik an der Technischen Universität Wien.

derStandard.at: Was war die letzte Prüfung, die du gemacht hast?
Daniel Smidt: 30. 4. 2003: "Ausgewählte Kapitel der Informatik"

derStandard.at: Wie finanzierst du deine Studiengebühren? (Eltern, mehr arbeiten, ...)
Daniel Smidt: Mehr Arbeiten: Momentan in einem Architekturbüro (Teilzeit).

derStandard.at: Wenn die ÖH für einen Tag die Universitäten so umgestalten könnte wie sie wollte, welche fünf Dinge würdest du als Erstes ändern?
Daniel Smidt: 1. Reform der "Uni-Reform" mit Wiederherstellung der universitären Selbstverwaltung und Zurückdrängung des parteipolitischen Zugriffs auf die Unis (Uni-Rat); 2. Abschaffung der Studiengebühren für alle Studierenden, unabhängig davon, welche Staatsbürgerschaft sie besitzen; 3. Wiederinstallierung der Studienkommissionen nach UOG93 (zuständig für Studienplan, Lehrangebot, Lehrinhalt und Anrechnungen), aber mit Semi-Parität zwischen Studierenden und Lehrenden; 4. Erhalt bzw. Absicherung von Grundlagenforschung und kleineren Studienrichtungen; 5. Die Universitäten mit ausreichend Geldmitteln ausstatten, d.h. unter anderem die Aufhebung sämtlicher Kürzungen der vergangenen Jahre.

derStandard.at: Nenne eine Eigenschaft, die deine Fraktion unentbehrlich in der Studierendenpolitik macht.
Daniel Smidt: Alle KandidatInnen der Fachschaftslisten Österreichs (=FLÖ) für die Bundesvertretung der ÖH haben ihr Handwerk in Studienrichtungsvertretungen, also beim direkten Kontakt mit den Studierenden gelernt. Danach gingen sie den Weg der Exekutivverantwortung an einer Universität und haben dort als Vorsitzende oder stellvertretende Vorsitzende Kompetenz und Zielstrebigkeit bewiesen. Unsere gesammelten Erfahrungen, die wir nun im Sinne der Studierenden in die Bundesvertretung einbringen wollen, machen uns für die Studierendenpolitik unentbehrlich.

derStandard.at: Welche Partei würdest du zur Zeit am ehesten wählen und warum?
Daniel Smidt: Die Grünen im Nationalrat, weil sie meiner Ansicht nach sowohl universitätspolitisch als auch gesellschaftspolitisch vernünftige Ansichten vertreten.

derStandard.at: Erzähle drei Beispiele des letzten Semesters, wo du einem/r Studierenden konkret weiterhelfen konntest.
Daniel Smidt: 1. Inskriptionsberatung für Elektrotechnik an der TU-Wien; 2. Intervention bei Gewährung von Beurlaubungen; 3. Hilfe beim Übergang zum neuen Studienplan.

derStandard.at: Was hältst du von deinen KonkurrentInnen?
Daniel Smidt: Manche sind durchaus engagiert, aber durch die engen Bindungen zur Mutterpartei meistens zumindest auf einem Auge blind.

derStandard.at: Mit wem würde deine Fraktion am liebsten zusammenarbeiten, sollte sich die absolute Mehrheit für euch nicht ausgehen ;-) ?
Daniel Smidt: Mit allen Fraktionen, die ausreichend kompetente Leute haben und konstruktiv daran mitarbeiten wollen, die ÖH zu einer schlagkräftigen Interessenvertretung zu machen. Die Befindlichkeiten von Mutterparteien dürfen in der ÖH keine Rolle spielen, dafür sollte man umso mehr auf die Bedürfnisse der Studierenden Bedacht nehmen.

derStandard.at: Durch das neue UniG wurde die Mitbestimmung der ÖH beschnitten, es gibt Studiengebühren. Kann denn die ÖH noch tatsächlich was für die Studierenden tun?
Daniel Smidt: Die ÖH kann IMMER etwas für die Studierenden tun! Solange durch Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse (Mutterpartei/Fraktion) der Blick auf das Wesentliche, nämlich die konsequente Interessenvertretung von Studierenden für Studierende, nicht gestört wird.

derStandard.at: Soll sich die ÖH auch politischen Themen äußern, die nicht direkt die Universitäten betreffen?
Daniel Smidt: Natürlich. Aber im Sinne der Studierenden und nicht als Vorfeldorganisation der Parlamentsparteien. Leider ist es derzeit so, dass nur die Fachschaftslisten Österreichs wirklich politisch und finanziell unabhängig sind und dadurch keine vorgefertigten Meinungen übernehmen müssen. Damit sind wir in Hochschülerschaftsexekutiven auch nicht in dem Teufelskreis gefangen, entweder in (Partei-)Opposition zur Regierung nicht ernst genommen zu werden, oder als regierungsparteinahe Fraktion nicht gegen die Mutterpartei protestieren und handeln zu dürfen.

derStandard.at: Es gibt immer mehr Fachhochschulen und schon lange wird immer wieder gefordert, dass die Studiengänge sich stärker an der Praxis orientieren sollen. Wozu brauchen wir überhaupt noch Unis?
Daniel Smidt: Dieses "Problem" kenne ich aus Sicht der Elektrotechnik sehr gut. Fachhochschulen vermitteln meist eine gute, aber sehr enge und spezialisierte Ausbildung. Auf den Universitäten muss weiterhin Platz sein für interdisziplinäres Denken und Arbeiten, für langfristige Forschung, die sich nicht kurzfristig finanziell rechnen muss, und viele andere Dinge die wesentlich zur Persönlichkeitsbildung eines Menschen beitragen. Insofern sind Unis definitiv nicht entbehrlich.(sof/rasch/miS)