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Grafik: APA

Wien - In Österreich starben im Jahr 1970 exakt 19.362 Menschen an bösartigen Erkrankungen. Im Jahr 2009 waren es laut Statistik Austria 19.642 Krebsopfer. Auch eine im Durchschnitt immer älter werdende Bevölkerung ließ die Gesamtzahl der Krebserkrankungen nicht drastisch ansteigen, die Mortalität sinkt seit Jahren. Grund dafür sind auch bedeutende Fortschritte in der (medikamentösen) Therapie dieser Leiden.

"In Österreich erkranken jährlich etwa 36.000 Menschen an Krebs, wobei mehr als die Hälfte an Darm-, Lungen-, Brust- oder Prostatakrebs erkrankt. Das Risiko einer Person, vor dem 75. Lebensjahr an einem dieser Tumore zu erkranken, beträgt knapp zehn Prozent", schreibt die Statistik Austria. 2008 wurde bei knapp 35.000 Menschen ein bösartiges Geschwür festgestellt, davon waren 16.564 Frauen und 18.306 Männer. "2008 wurden insgesamt etwa 4.461 bösartige Tumore im Dickdarm bzw. im Enddarm diagnostiziert, 4.141 in der Lunge, bei Frauen rund 4.570 bösartige Tumore der Brust und bei Männern rund 4.402 bösartige Tumore der Prostata", hieß es bei der Statistik Austria.

Bessere Lebensbedingungen und Früherkennung

2008 gab es deutlich weniger neue Fälle als 2007 (36.516 Neuerkrankungen) und um drei Prozent weniger als vor zehn Jahren (36.093 Neuerkrankungen). Die Epidemiologen: "Betrachtet man die Zeitreihe der absoluten Zahlen der Krebsneuerkrankungen, sieht man ab dem Berichtsjahr 2007 einen starken Rückgang: Während bis zum Berichtsjahr 2006 etwa 38.000 Neuerkrankungen pro Jahr registriert wurden, waren es 2007 nur mehr 36.500 und 2008 sogar nur knapp 35.000." Allerdings gebe es auch zunehmend Zweifel an der Qualität des Datenmaterials.

Die Gründe für eine Abnahme der Zahl der neuen Krebserkrankungen und der Todesfälle liegen einerseits ganz sicher in besseren Lebensbedingungen, andererseits auch in mehr Möglichkeiten zur Frühdiagnose und zur Therapie. Experten von der Universitätsklinik für Innere Medizin I (Klin. Abteilung für Onkologie, Leiter: Christoph Zielinski) der MedUni Wien am AKH haben erst im vergangenen Frühjahr ein Positionspapier geschrieben, in dem die zunehmenden Erfolge in der Behandlung auch fortgeschrittener Erkrankungen aufgelistet wurden. Darin heißt es zum Beispiel: "Die moderne Medizin hat insgesamt beträchtlich zu einer Verbesserung der Überlebenszahlen bei Krebserkrankungen geführt: Überlebten in den USA laut den SEER-Statistiken des U.S. amerikanischen National Cancer Institute (NCI) 1950 bis 1954 nur insgesamt 35 Prozent aller Patienten ihre Krebserkrankung über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren, waren es in den Jahren 1999 bis 2005 insgesamt 69,1 Prozent."

Bedeutende Fortschritte dank neuer Medikamente

Auch innerhalb des vergangenen Jahrzehntes ließen sich deutliche Verbesserungen in der Krebstherapie eindeutig belegen - zu einem guten Teil dank neuer Arzneimittel wie die "zielgerichtete Therapie" (vor allem monoklonale Antikörper und synthetische Wirkstoffe in Form von Kinase-Hemmern etc.). Dabei sei es "zur klinischen Anwendung von Therapien gekommen, die auf ganz bestimmte, im Labor identifizierte Signalwege für unkontrolliertes Wachstum, Vermehrung und Ausbreitung von Tumorzellen abzielen". Weiters hätte man bei einer beträchtlichen Zahl von Tumorerkrankungen personalisierte Therapien entwickeln können.

Mortalität rückläufig

Die Wiener Onkologen: "Generell sind die Mortalitätstrends an Krebs von 1997 bis 2006 rückläufig. Erfreulich ist, dass sich dieser Trend der Verbesserung der Prognose besonders deutlich für den bei Frauen häufigsten Tumor, den Brustkrebs, niederschlägt, wo es 1975 bis 1977 versus 1999 bis 2005 zu einer statistisch signifikanten Verbesserung der 5-Jahres-Überlebensrate gekommen ist." Statistisch signifikant sei auch die Zunahme der Fünf-Jahres-Überlebensrate beim häufigsten Tumor beider Geschlechter, dem Dickdarmkrebs. Zwar gebe es keine "Magic Bullet", eine Wunderdroge, aber die Erfolge stellten sich schrittweise ein und seien eben - je nach Krebserkrankung - langsam feststellbar oder gar dramatisch.

Die Experten haben analysiert, was die neuen Therapien gerade bei Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen mit Metastasen - also bei Kranken mit besonders schlechten Prognosen - in der durchschnittlichen Lebenserwartung bewirkt haben. "Durchschnittlich" sei aber natürlich ein Mittelwert, der auf einzelne Patienten nicht Rücksicht nehme, wurde betont. (APA)