Grafik: Der STANDARD

Spatenstich für das Landesmuseum am Kornmarktplatz in Bregenz im April 2010

Foto: Vorarlberger Landespressestelle / Udo Mittelberger

Bregenz - Wäre sie die Queen, hätte sie das vergangene Jahr vermutlich als "Annus horribilis" bezeichnet. Als pragmatische Ökonomin ließ sich Kulturlandesrätin Andrea Kaufmann (VP) von den Ereignissen des Spätherbsts 2010 aber nicht erschüttern. Sie steckte die Kündigung von Margit Schmid, der wissenschaftlichen Leiterin und Gründungsdirektorin des Naturmuseums Inatura in Dornbirn, ebenso gefasst weg wie die überraschende Ankündigung von Tobias Natter, dass er das Landesmuseum im Mai 2011 verlassen werde.

Natter, der als geeigneter Direktor für das Leopold-Museum in Wien gehandelt wird, hinterlässt am Bregenzer Kornmarkt eine Großbaustelle, am 30-Millionen-Euro-Ding darf die neue (noch unbekannte) Leitung weiterbauen. Weniger überraschend kam hingegen der Rückzug von Artur Vonblon, seit 2002 Geschäftsführer der Vorarlberger Kulturhäuser-Betriebs GmbH (KuGes).

Die Gesellschaft verwaltet die drei Großbetriebe Landestheater, Landesmuseum und Kunsthaus Bregenz. Nachdem seit Jahren die Direktoren der Häuser die Einschränkung ihrer Kompetenzen in Finanz- und Personalfragen durch die Gesellschaft kritisierten und es zwischen Natter und Vonblon ordentlich gekracht hatte, bekam die KuGes im Sommer 2010 eine neue Geschäftsordnung. Die Befugnisse des Geschäftsführers wurden zugunsten der Direktoren eingeschränkt. Nun haben diese Freiheit bei der Personalauswahl und dürfen Rechnungen bis zu 10.000 Euro ohne Rücksprache mit dem KuGes-Geschäftsführer zeichnen. Budgetkürzungen müssen die großen Häuser 2011 nicht befürchten, abgesehen vom Baubudget für das Landesmuseum sind aber auch keine Höhenflüge geplant.

Insgesamt bleibt das Vorarlberger Kulturbudget mit veranschlagten 15,74 Millionen Euro gleich wie im Vorjahr, es steht aber weniger Geld als 2009 zur Verfügung. Das Budget für die freie Szene, zu der die Statistik der Kulturabteilung außer der darstellenden Kunst auch die Bereiche Musik, Literatur und Landeskunde, bildende Kunst und Foto, Film/Kino/Video, Kulturinitiativen und -zentren zählt, stagniert ebenfalls. Der Anteil von fast einem Drittel am Gesamtbudget (siehe Grafik) lässt sich leicht erklären: Für die Statistik gehört eben auch die Blasmusik zur "freien Szene".

Kontroverse um Kreditbindung

Harsche Kritik von den Kulturinitiativen handelte sich die Landesregierung 2010 mit der Erhöhung der Kreditbindung auf 20 Prozent und der Senkung der Ermessensausgaben um fünf Prozent ein; besonders betroffen waren davon die Kulturinitiativen. Ersparnis im Kulturbereich: 600.000 Euro. "Damit kann kein Budget saniert werden, das ist symbolische Politik", kritisierte Juliane Alton, die Geschäftsführerin der IG Kultur Vorarlberg. Denn die Bregenzer Festspiele, die KuGes-Betriebe und einige weitere Kulturveranstalter blieben von der Kreditbindung verschont.

Die IG Kultur protestierte daher bei der Festspieleröffnung im Juli und forderte: "Die Kreditbindung muss weg!" Landtagsanträge wurden von der VP-Absoluten zwar abgeschmettert, für 2011 verspricht Landesrätin Kaufmann den Kulturschaffenden in der Zeitschrift Kultur aber mehr "Planungssicherheit, das heißt Förderzusagen ohne Kreditbindung". Generell wurde die Kreditbindung für 2011 wieder auf 15 Prozent gesenkt.

Der unentwegten Forderung der Kulturinitiativen nach mehrjährigen Förderungszusagen verschließt sich Kaufmann nicht prinzipiell. Das Kulturförderungsgesetz sehe die Möglichkeit vor - "wenn jemand zusätzlich eine mehrjährige Vereinbarung möchte, bin ich grundsätzlich sehr offen", wird Kaufmann in der Kulturzeitschrift zitiert. Man könne mit ihr reden.

Intensive Gespräche führen zurzeit auch die Bestellungskommissionen. Die drei vakanten Führungspositionen gilt es bis Mai 2011 zu besetzen. (Jutta Berger/DER STANDARD, Printausgabe, 4./5. 1. 2011)