Riad - In Saudi-Arabien soll nach einem Gerichtsurteil ein Mann ausgepeitscht werden, weil seine junge Ehefrau ihre Augen in der Öffentlichkeit gezeigt hat. Der Konflikt um die "schönen Augen" der ansonsten komplett schwarz verhüllten Frau entbrannte im vergangenen Monat in einem Basar der Stadt Hail. Ein Angehöriger der allgegenwärtigen islamischen Religionspolizei fühlte sich von den Blicken der Frau gestört, die in Begleitung ihres Ehemannes und eines Verwandten unterwegs war. Wie die Zeitung "Al-Watan" am Dienstag berichtete, forderte er den Ehemann auf, dafür zu sorgen, dass seine Frau auch ihre Augen verhüllt. Als sich der Mann weigerte, kam es zum Streit.

Verurteilung wegen "unerlaubten Herumlaufens inmitten von Frauen"

Der Religionspolizist zückte ein Messer und stach zu. "Er hat mir zwei Stiche versetzt... trotzdem ist er nach einer kurzen Untersuchungshaft gegen Kaution freigelassen worden, ich dagegen habe 28 Tage in Untersuchungshaft verbringen müssen", sagte der Ehemann, Atallah al-Rashidi, dem Nachrichtensender "Al-Arabiya". Vor Gericht behauptete der Tugendwächter später, der Mann habe ihn geschlagen. Der Ehemann und sein Verwandter wurden nun beide wegen "unerlaubten Herumlaufens inmitten von Frauen" zu jeweils 30 Peitschenhieben verurteilt.

Urteil zu milde

Rashidi will das Urteil anfechten. Der Arbeitgeber des Religionspolizisten - die "Behörde für die Förderung der Tugend und die Vermeidung des Lasters" in Hail - hat auch Berufung angekündigt. Ihr erscheint das Urteil gegen die vermeintlichen Frauenbelästiger zu milde.

In Saudi-Arabien müssen alle Frauen in der Öffentlichkeit bodenlange Gewänder und schwarze Kopftücher tragen. Viele Frauen binden sich außerdem einen Gesichtsschleier (Nikab) um, einige legen zusätzlich ein dünnes schwarzes Tuch über die Augen. Ein Gesetz, das vorschreibt, dass Frauen das Gesicht oder sogar die Augen bedecken müssen, gibt es in dem islamischen Königreich aber nicht. (APA/dpa)