Die Fahrhilfen sind ausgeschaltet. Die kleinen Steine, die in den Radkästen einschlagen, hören sich an wie eine Percussiongruppe einer psychedelischen Rockband. Am rechten Fenster bäumt sich eine Fontäne aus Wasser und Schlamm auf. Durch die Scheibe auf der Fahrerseite sieht man einen Baggerfahrer, der im Schotterwerk kurzzeitig seine Arbeit vergisst, weil ein fetter x5 an ihm vorbeidriftet, als wäre das die normale Fortbewegungsart für dieses Auto.

Wolf-Dieter Grabner

Durch das querkommende Heck landet der meiste Dreck am X5, und man erkennt schon nach wenigen Minuten nur mehr mit Mühe die Wagenfarbe. Der Regen ist leicht und tut das Seine, um sie Offroad-Camouflage auf den edlen SUV zu zaubern.

Während es draußen zugeht wie beim Schlammcatchen, wäre innen der Anzug gerade passend.

Wolf-Dieter Grabner

Das kräftige Brüllen des neuen doppelt aufgeladenen Reihen-6-Zylinder-Diesels schafft eine noble Atmosphäre. Und einen leichtfüßigen Vortrieb. Richtig: BMW hat in den X5 den neuen Alu-Motor eingebaut, den wir schon aus dem Siebener kennen.

Auf der Straße beschleunigt der große SUV wie ein kleiner, agiler Sportwagen. Schon ab 1500 Umdrehungen liegt das volle Drehmoment an, und der Schub reißt bis weit über 4000 Touren auch nicht ab. Erst hart auf der Bremse merkt man, dass hier mehr als zwei Tonnen verzögert werden müssen.

Wolf-Dieter Grabner

Beim Spielen im Gelände bleibt dem BMW diese Leichtfüßigkeit. Trotz schier endloser Kraft und hohem Gewicht vermittelt der X5 ein Vertrauen, dass der Übermut wie ein Kurzschluss zwischen Gaspedal und Lenkrad den Fahrer durchzuckt. Auf der Straße ist es kaum anders, und man ist verleitet stärker ins Gas zu steigen.

Für den echten Offroad-Einsatz eignet sich der X5 natürlich nicht. Das erwartet bei den feschen Alufelgen auch niemand. Spaß haben kann man ihm aber weit mehr als man erwarten würde.

Wolf-Dieter Grabner

Normalerweise ist der Auftritt des Oberklasse-SUV recht gediegen. Die neuen Motoren sind kräftiger und verbrauchen weniger. Die Verarbeitung und Ausstattung sind für andere Hersteller der Maßstab, an dem sie sich reiben.

Selbst in der Stadt gehört der X5 zum gewohnten Bild. Im Verkehr fällt ja auch nur auf, dass einem der Motor leidtut, weil er sein Potenzial nicht zeigen kann.

Wolf-Dieter Grabner

Versucht man den großen SUV nicht gerade in eine zu kleine Parklücke zu pressen, dreht sich auch keiner mehr nach dem X5 um. Außer natürlich, er ist von oben bis unten mit Dreck paniert. Denn wer würde für eine Handvoll Schotter von 70.000 Euro auch nur einen Stein an den X5 lassen? (Guido Gluschitsch/DER STANDARD/Automobil/7.1.2010)

Wolf-Dieter Grabner