"Was will die neue Supermacht?" Das fragt sich Der Spiegel diese Woche in einigermaßen alarmistischem Ton. Wollte man es kaiserdeutsch formulieren, müsste die Antwort lauten: seinen Platz an der Sonne. Peking, das sich gern als aufstrebende Nation und gleichzeitig als Entwicklungsland darstellt, versucht Einfluss, die harte Währung der internationalen Beziehungen, zu generieren. Sei es durch den Aufkauf europäischer und noch viel mehr US-amerikanischer Staatsschulden, sei es durch militärische Aufrüstung oder durch diplomatisches Powerplay in Weltgegenden, die reich an Rohstoffen sind.

Daran ist vorderhand nichts auszusetzen. Die USA machen es genauso, und Europa würde, wenn es denn nur außenpolitisch geeint wäre, ebenfalls lieber mehr internationales Gewicht akkumulieren, als es jetzt vorzuweisen hat.

Die Frage ist nur: Was macht Peking nach seiner stillen Expansion mit seiner neu gewonnenen Macht? Die kommunistische Führung hat jahrzehntelang hart daran gearbeitet, ihr Land voranzubringen. Heute hat China einen Status erreicht, in dem Macht auch internationale Verantwortung impliziert. Und mit dieser tut sich Peking schwer.

Denn Verantwortung heißt - Stichwort Klimaschutz - mitunter auch Kompromisse einzugehen. Damit hat sich die derzeitige Führungsgarnitur bisher noch selten aufhalten müssen. 2012 treten neue Mandarine in Peking an. Dann wird sich zeigen, ob sich diese Haltung ändert. (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 8.1.2011)