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Für 2011 rechnet die IG Windkraft nun mit einem Ausbau um 120 MW. Erzeugt wird aus Windkraft heuer Strom für rund 70.000 Haushalte.

Foto: AP/Knippertz

Wien - Nach vierjähriger Flaute kommt der Ausbau der heimischen Windkraft nun wieder in die Gänge. Mit dem im Februar 2010 erlassenen Einspeisetarif in Höhe von 9,7 Cent pro Kilowattstunde (kWh) könne der Stillstand endlich überwunden werden, berichtete die IG Windkraft am Freitag in einer Pressekonferenz. Wermutstropfen: Die Fördermittel für neue Ökostrom-Anlagen werden mit den derzeit eingereichten Windkraft-Projekten aber bereits bis 2015 schon wieder ausgeschöpft sein. Die Branche fordert bei einer Novelle des Ökostrom-Gesetzes vor allem Fristenverlängerungen, um einen Rückstau zu vermeiden.

Im Dezember beließ der Wirtschaftsminister in einer Verordnung die Einspeistarife bei den 9,7 Cent, die Branche ist damit zufrieden. Zustimmen müssen aber noch der Sozial- und Konsumentenschutzminister sowie der Umweltminister, bei dem die Verordnung derzeit "hänge", so die IG Windkraft. Auch die Grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner kritisiert "Berlakovichs Ökostrom-Blockade".

Aus dem Büro von Minister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) heißt es dazu, dass die Verordnung derzeit geprüft werde. Das Umweltministerium setze sich massiv für den Ausbau Erneuerbarer Energieträger ein, von Blockade könne keine Rede sein.

Derzeit rund 1.000 MW aus Windkraft

Der Förderbetrag für Strom aus Windkraft liegt derzeit bei 4,6 Cent/kWh - bei einem für das erste Quartal festgelegten Marktpreis von 5,1 Cent und einem Einspeisetarif von 9,7 Cent. Die Gesamtkosten für das Vorjahr beziffert IG-Windkraft-Geschäftsführer Stefan Moidl mit rund 70 Mio. Euro. 2008 seien es wegen der deutlich höheren Marktpreise rund 24 Mio. Euro gewesen. Die Förderung für den Strom aus sonstigen erneuerbaren Energien zahlen die Stromkunden über Ökostrom-Zuschläge.

Heuer werden deutlich mehr Windkraft-Anlagen errichtet als in den Jahren davor. Die gesamte bisher installierte Leistung lag 2010 bei knapp über 1.000 Megawatt (1.010,6 MW). Zum Vergleich: Das Donaukraftwerk Wien-Freudenau hat eine installierte Leistung von 172 MW.

2010 kamen lediglich 10 Megawatt dazu, 2009 waren es null, 2008 14 und 2007 rund 20 Megawatt. In der ersten Hälfte des abgelaufenen Jahrzehnts hatte es in einigen Jahren deutlich höhere Zuwächse gegeben: 2003 beispielsweise 276 MW, 2006 waren es 146 MW. Erzeugt wurden 2010 in den 625 Windkraftanlagen rund 2,1 Mrd. Kilowattstunden (kWh), das entspricht in etwa dem Verbrauch von 600.000 Haushalten bzw. 3,9 Prozent der gesamten österreichischen Stromerzeugung. Damit konnten laut Moidl 1,3 Mio. Tonnen CO2 vermieden werden.

"Keine Kostenexplosion"

Für 2011 rechnet die IG Windkraft nun mit einem Ausbau um 120 MW. Erzeugt wird heuer damit Strom für rund 70.000 Haushalte. Die Gesamterrichtungskosten werden mit 220 Mio. Euro angegeben, die heimische Wertschöpfung durch den Bau mit 120 Mio. Euro und durch den Betrieb mit 200 Mio. Euro.

Das Förderkontingent für neue Ökostromanlagen ist durch die eingereichten Projekte bis 2015 belegt, und dies nicht nur für Windkraft, sondern für alle erneuerbaren Anlagen, also etwa auch für Biomasse. Anlagen, die nun zur Genehmigung eingereicht werden, könnten erst danach wieder berücksichtigt werden. Es gilt das Prinzip "first come, first serve". Laut Ökostromgesetz sind pro Jahr 21 Mio. Euro an Förderung für neue Anlagen vorgesehen, davon 2,1 Mio. Euro für Photovoltaik und der Rest für Wind, Biomasse und Biogas.

Auf der Stromrechnung des kommenden Jahres sollte sich der Windkraftausbau aber nicht massiv niederschlagen. Es koste zwar etwas, Strom aus Erneuerbarer Energie zu produzieren, "aber es gibt keine Kostenexplosion", so Moidl.

Gesetzesänderung nötig

Um den Ausbau der Windkraft voranzutreiben, fordert die Branche eine Novelle des Ökostromgesetzes, bei der vor allem die Verlängerung von Fristen als wichtig erachtet wird. Damit könnte ein Projektrückstau vermieden werden. Derzeit gibt es beispielsweise eine maximale Wartezeit von drei Jahren im Ökostrom-Fördertopf, dadurch könnten mindestens 150 MW von bereits eingereichten Projekten wieder herausfallen. Eingereicht sind derzeit Windkraft-Projekte im Ausmaß von 600 MW, dazu kommen weitere 140 MW, die in zweiter Instanz anhängig sind.

Die Ziele des Ökostrom-Gesetzes und auch des Nationalen Aktionsplans für Erneuerbare Energien (NAP) könnten ohne eine Änderung des Ökostromgesetzes nicht erreicht werden, so die einhellige Meinung der Branchenvertreter bei der Pressekonferenz am Freitg. Im Ökostrom-Gesetz vorgesehen sei bis 2015 ein Ausbau der Windkraft um weitere 700 MW, im NAP von fast 1.567 MW bis 2020. Im Szenario der IG Windkraft liegt das zusätzliche Ausbaupotenzial 2010 bis 2020 sogar bei 2.460 MW. Um das NAP-Ziel zu erreichen, müssten jährlich Windräder mit einer installierten Leistung von 160 bis 170 MW dazukommen. (APA/red)