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Rundum beraten: Hypo-Chef Gottwald Kranebitter.

Foto: Reuters/Foeger

Die Hypo Alpe Adria hat auch heute noch hohen Beratungsbedarf. Die CSI Hypo, Anwälte, Medienberater, Lobbyisten, Immobilienexperten und Spurensucher sind für die Banker unterwegs. Die Kosten dafür sind enorm.

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Wien - Die Hypo Alpe Adria hat an allen Fronten zu kämpfen: mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Erstere wird mit archäologischer Akribie aufgearbeitet, zweitere ist angesichts der hohen Wertberichtigungen und Verluste auch für 2010 äußerst angespannt - und die Zukunft steht, dementsprechend, in den Sternen.

Eines der Themen bei der Vergangenheitsbewältigung sind die hohen Beraterhonorare. Allein im Jahr 2009 (an dessen Ende die Verstaatlichung stand) sind die Beraterkosten der damals von Ex-ÖVAG-Chef Franz Pinkl geführten Bank auf 60 Millionen Euro explodiert.

Die Crux dabei: Die Beraterkosten der Bank sind auch heute enorm, der Bedarf an Consultern ist ebenso hoch wie jener an Rechtsbeistand.

Knapp 30 Millionen für Berater

So betrugen die Beraterkosten laut Halbjahresbilanz 2010 genau 29,6 Millionen Euro. Darin enthalten sind auch die Honorare für die von der Eigentümerin Republik eingesetzte CSI Hypo, die unter Leitung des Grazer Anwalts Guido Held die Vergangenheit aufarbeiten soll und bislang 60 Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft erstattet hat. Unbestätigten Gerüchten zufolge machen deren Kosten bisher um die sieben Millionen Euro aus.

Dazu kommen die Kosten für Gutachten von diversen Anwaltskanzleien und Wirtschaftsprüfern zu Themen wie der Kapitalerhöhung der Hypo Leasing ("Vorzugsaktien").

Davon abgesehen beschäftigt der Vorstand unter Gottwald Kranebitter auch fürs laufende Geschäft Berater, die einiges kosten dürften. So haben die Banker wie berichtet einen Vertrag mit den Restrukturierungsexperten Alvarez & Marsal (waren bei Lehman Brothers engagiert) geschlossen bzw. mit deren europäischer Niederlassung. Sie sollen die Immobilien in Österreich und Südosteuropa bewerten und in sinnvolle Einheiten zusammenfassen, wie kolportiert wird. Gerüchte, wonach Alvarez 40 Mann nach Kärnten geschickt habe, von denen jeder 1000 Euro am Tag bezahlt bekomme, weist man in der Bank zurück. Es sei, je nach Projekt, nur "eine hohe einstellige oder niedrige zweistellige Zahl" von Beratern da. Im Übrigen spreche man weder über Berater noch deren Honorare, "das tut keine Bank der Welt". Und, worauf man Wert lege: Aufs Jahr gerechnet würden die Beraterkosten 2010 unter 60 Mio. Euro zu liegen kommen. Beobachter bezweifeln allerdings, dass wirklich alle Honorare unter diesem Posten vereint sind.

Weitere Berater, die die Banker bei ihrer Arbeit unterstützen: die Wiener Anwaltskanzlei Lansky, Ganzger & Partner, die in den Sorgenmärkten Ukraine und Bulgarien (wo jede Menge schräge Leasinggeschäfte aufzuarbeiten und zu verdauen sind) unterwegs sind. Die Kanzlei hat die Kärntner schon früher unterstützt: beim umstrittenen Verkauf der Hypo-Consultants, den zudem ein hochdotierter Berater begleitet hat.

Neben einem externen Medienberater für die Bank und einem wunderbar vernetzten Berater für den Vorstandschef (Wolfgang Rosam) gehen den Hypo-Bankern in der Ukraine und Bulgarien auch externe Forensiker der Wiener Corporate Information Network (CIN) zur Hand. Ihr Chef Thomas Havranek war vorübergehend Meinl-Gerichtsgutachter und ist mit seinem Vater Günther (bestens in der SPÖ vernetzt) auf Spurensuche.

Striedinger zeigt Anwalt Held an

Die Frage, ob sich der ganze Aufwand auszahlt, lässt sich kaum beantworten. In der Klagenfurter Staatsanwaltschaft soll die Freude über die von der CSI ausgelöste Anzeigenflut enden wollend sein. Umso mehr, als die Dokumente "einseitig" formuliert seien, wie zu hören ist. Auch die Aufgabenteilung mit der in der Soko Hypo zusammengefassten Tätigkeit der Polizei sei nicht klar. Verärgert ist die Justiz insbesondere, weil Anträge auf Akteneinsicht regelmäßig von der Hypo unter Verweis auf das Bankgeheimnis verweigert werden. Auch Kranebitter dürfte nicht immer begeistert sein, wenn CSI-Leute die Büros auf den Kopf stellen.

Ärger kommt auch von anderer Seite: Ex-Vorstand und Beschuldigter Günter Striedinger zeigte nun seinerseits Held wegen Ruf- und Geschäftsschädigung an und fordert 3,2 Mio. Euro Schadenersatz, wie er Kurier und Wiener Zeitung erzählte. (gras, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15./16.1.2011)