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Im Süden Afrikas leben noch etwa 10.000 Geparden in freier Wildbahn - aus den weiter nördlich gelegenen Regionen ihres einstigen Verbreitungsgebiets sind sie weitestgehend verschwunden.

Foto: REUTERS/Radu Sigheti

So trennten sich die Wege der heutigen Geparden.

Grafik: Vetmeduni Wien

Wien - Wie nahe die am Ende des Eiszeitalters ausgestorbenen gepardenähnlichen Katzen Nordamerikas mit den Geparden der Alten Welt verwandt sind, ist bis heute umstritten. Auch ohne diese möglichen Vettern war das einstige Verbreitungsgebiet des Geparden (Acinonyx jubatus) aber beeindruckend: Es umfasste fast das gesamte Afrika mit Ausnahme der Regenwaldzonen und reichte über Vorderasien bis nach Indien und Zentralasien hinein.

Aus Asien weitgehend verschwunden

Erst ab dem 19. Jahrhundert begann dieses Gebiet drastisch zu schrumpfen. Heute sind die größten Populationen in Subsahara-Afrika zu finden, im Rest des Kontinents sind die Tiere selten geworden. Und noch schlimmer sieht es in Asien aus, obwohl die Tiere hier in früheren Jahrhunderten gerne als Jagdhelfer eingesetzt wurden: Während es in Ländern wie Indien oder Pakistan zwar immer wieder mal Gerüchte über Sichtungen gibt, die jedoch kaum bestätigt werden können, weiß man nur noch von einer einzigen Restpopulation asiatischer Geparden, die in der nordöstlichen Provinz Chorasan des Iran leben. Weniger als 100 Tiere sollen es sein.

Gemeinsam mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen hat das Iranische Department für Umwelt ein umfassendes Arterhaltungsprogramm für die asiatischen Geparden (CACP) ins Leben gerufen. "Dennoch, um den asiatischen Geparden zu retten, läuft uns die Zeit davon", sagt Alireza Jourabchian, Leiter des CACP. "Wir konnten die Zahl der Geparden im Iran zwar stabilisieren, haben aber immer noch einen langen Weg vor uns, bis wir den Bestand als abgesichert bezeichnen können."

Deutliche Unterschiede

Und neue Erkenntnisse eines internationalen Forschungsteams unter der Führung der Vetmeduni Wien machen diese Bemühungen nicht eben einfacher: Die Forscher berichten in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Molecular Ecology", dass sich der winzige Restbestand der asiatischen Unterart genetisch gesehen überraschend stark von den Populationen in Afrika unterscheidet. Eine stark reduzierte Population mit Tieren aus einer entfernten Region aufzustocken, wird damit zu einem ernsten Problem: "Die Tiere würden sich untereinander kreuzen, dabei würden die Besonderheiten in der genetischen Ausstattung verschwinden, die vermutlich Anpassungen an den jeweiligen Lebensraum und das besondere Nahrungsangebot dort sind", erklärt Pamela Burger vom Institut für Populationsgenetik der Vetmeduni die schwierige Situation.

Von diesen äußerst unwillkommenen praktischen Folgerungen abgesehen sind die Forschungsergebnisse auch theoretisch bedeutsam, werfen sie doch den bisherigen Kenntnisstand über die Evolution des Geparden über den Haufen: Bisher ging die Forschung davon aus, dass sich die heute noch verbliebenen Bestände weltweit genetisch wenig voneinander unterscheiden. "Man vermutete, dass es vor gut zehntausend Jahren bei Geparden einen demographischen Engpass gab, bei dem sich aus einer kleinen Population der heutige weltweite Bestand entwickelte", erklärt Populationsgenetikerin Burger. Stattdessen fanden Burger und ihr Team anhand genetischer Untersuchungen - an Gewebe von lebenden Tieren wie auch Gepardenknochen aus dem Mittelalter - heraus, dass sich die Gepardenbestände im nordöstlichen Afrika, im südlichen Teil Afrikas und die in Asien in drei deutlich abgrenzbare Gruppen unterteilen lassen, die sich in ihrer genetischen Ausstattung stark voneinander unterscheiden. "Wir vermuten nun, dass sich die Populationen schon vor 30.000 bis 70.000 Jahren voneinander getrennt haben", so die Forscherin. (red)