Linz - Die Expertenkommission steht kurz vor der Fertigstellung ihres Konzeptes für eine Spitalsreform in Oberösterreich. Es ist bereits der zweite Anlauf, Überkapazitäten im Krankenhauswesen abzubauen. Die erste Reform war am politischen Willen gescheitert. Wenige Wochen vor der avisier-ten Präsentation der Reform II im März erschien ein Bericht des Österreichischen Bundesinstituts für Gesundheitswesen (Öbig), der in Oberösterreich für Unruhe sorgt. Jetzt hat die Landespolitik schwarz auf weiß, was sie bisher in dieser Deutlichkeit nicht hinnehmen wollte. Die Oberösterreicher liegen zu viel im Spital und erhalten zu viele kostspielige Untersuchungen.

Im Bundesländervergleich verzeichnete Oberösterreich laut dem Bericht "Das österreichische Gesundheitswesen im internationalen Vergleich" 2008 die meisten Spitalsaufenthalte. Pro 100.00 Einwohner waren es 29.962 Aufenthalte. Der Österreich-Durchschnitt betrug 26.144 Aufenthalte. Auch bei der Anzahl von Computertomografien (CT) und Magnetresonanztomografien (MR) führt Oberösterreich. Bundesweit gab es 2007 insgesamt 920.000 CT- und MR-Untersuchungen, 210.000 davon wurden in Oberösterreich durchgeführt. In Wien waren es hingegen laut Öbig nur 149.500 und in der Steiermark 145.500 Untersuchungen.

Oberösterreichs SPÖ-Chef und Soziallandesrat Josef Ackerl sieht den Öbig-Bericht als "Vertrauensbeweis der Oberösterreicher in ihre Spitäler". Was die Anzahl der medizinischen Großgeräte betreffe, gibt er zu bedenken, "dass der Gesetzgeber die Türen dazu geöffnet hat". Wenn mit der Reform II bei den Spitalskosten eingespart wird, gleichzeitig aber eine medizinische Vollversorgung gewährleistet bleiben soll, fordert Ackerl eine Ausweitung der Ordinationszeiten der niedergelassenen Ärzte auf die Abende und Wochenenden. Zudem regt er an, die Dienstverträge der Spitalsärzte zu ändern. So könnte ein Arzt nur mehr 20 Stunden im Spital angestellt sein, weitere 20 Stunden solle er in einer Ordination in einem Gesundheitssprengel arbeiten.

Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP), der seit dieser Legislaturperiode das Gesundheitsressort an sich gezogen hat, wünscht andere Konsequenzen: "Wegen des großen Angebots haben wir in Oberösterreich die höchste Spitalshäufigkeit. Das Grundproblem ist, dass es auch noch einen Wettbewerb der Häuser gibt. Zweitens: Unser Land hat zu viele medizinische Großgeräte, die ausgelastet werden müssen. Auch hier existiert eine Wettbewerbssituation, die wir herausnehmen müssen. Und drittens haben wir zu wenige niedergelassene Ärzte auf dem Land, weshalb viele in die Ambulanzen drängen."

Sein Ziel bei der Reform II: Die jährlichen Kostensteigerungen in den Spitälern sollen um 100 Millionen Euro gesenkt werden. (Kerstin Scheller, DER STANDARD, Printausgabe, 18.1.2011)