In den Fruchtkörpern werden Bakterien gelagert.

Foto: Owen Gilbert

London - Der Mensch begann damit vor rund 13.000 Jahren in Mesopotamien. Einschlägige Ackerbautechniken wie das gezielte Sammeln und Aussäen von Samen kennt man aber auch von einigen Insektenarten wie Ameisen und Termiten.

Die Anwendung solcher landwirtschaftlicher Grundprinzipien lässt sich evolutionär wohl noch viel weiter zurückverfolgen. Nun entdeckte ein internationales Forscherteam nämlich auch bei Einzellern eine primitive Form von Ackerbau: Schleimpilze der Art Dictyostelium discoideum sammeln Bakterien und bewahren sie auf, um sie dann an einem anderen Ort wieder "auszusäen" , schreiben US-Forscher in "Nature" (Bd. 469, S. 393).

Dictyostelium discoideum lebt im Boden und interagiert dort mit Artgenossen. Die Wachstumsphase verbringen sie als Einzeller. Dabei ernähren sie sich von Bakterien. Kommt es zu einem Nahrungsmangel, schließen sich Zehntausende der Amöben zu einem vielzelligen Organismus zusammen, der aus einem Stil mit einem Fruchtkörper oben drauf besteht - und stellen das Fressen ein. Die verbleibenden Bakterien und auch die Sporen lagern sie im Fruchtkörper, wie die Forscher um Debra Brock von der Rice University in Houston feststellten.

Wurden die Amöben auf bakterienfreie Kulturschalen umgesiedelt, konnten die Sporen dieser "Bauern" trotzdem wieder austreiben. Denn dank der mitgebrachten Bakterien hatten die Amöben genügend Nahrung. Amöben ohne "Ackerbau" gediehen hingegen merklich schlechter.

Setzen die Wissenschafter die Amöben allerdings in Kulturschalen, in denen bereits Bakterien vorhanden waren, kehrte sich das Bild um: Die Bauern bildeten weniger Sporen - weshalb nicht alle Amöben Bauern sind. (red, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 20. 1. 2011)