Hoffmann oder Moser, jedenfalls Wiener Werkstätte: Diese Mappe aus der Sammlung Lederer fand sich in den Ausseer Salzminen.

Foto: Christie's

"Was kostet das Ganze?", feuerte Serena Lederer dem fassungslosen Kunsthändler Nebehay bei ihrem Besuch entgegen und erklärte nach befohlenem "Addieren Sie!" sämtliche ausgestellten Werke für gekauft. Dieser Überlieferung nach gelangten 200 der schönsten Zeichnungen aus dem Nachlass Gustav Klimts 1919 in den Besitz des Industriellen-Ehepaars.

Deren Sammlung war legendär, umfasste neben Renaissance-Bronzen und italienischen Altmeistern vor allem den größten Privatbestand an Klimt-Werken. Schätzungen eines Kustos des Kunsthistorischen Museums 1927 zufolge belief sich der Wert dieser Kollektion auf zehn Millionen Schilling - an der gegenwärtigen Kaufkraft bemessen etwas mehr als 30 Millionen Euro. 1939 wurde die Sammlung Lederer von den nationalsozialistischen Behörden konfisziert, ein Großteil nach Schloss Immendorf nahe Marchfeld ausgelagert, der in den letzten Kriegstagen im Mai 1945 unter ungeklärten Umständen verbrannt sein soll. Einige wenige Stücke überdauerten, darunter das von Klimt 1901/02 geschaffene Beethoven-Fries, das zwar nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in den Besitz der nachfolgenden Lederer-Generation gelangte, allerdings mit einem Ausfuhrverbot belegt worden war. 1973 wurde es über Vermittlung Bruno Kreiskys seitens der Republik für 15 Millionen Schilling beziehungsweise zum aktuellen Gegenwert von 3,52 Millionen Euro angekauft.

Für statt von Gustav Klimt

Manches blieb bis heute verschollen, anderes wurde an die Familie restituiert. Etwa auch eine Mappe, die ehemals Zeichnungen Gustav Klimts enthielt. Die Alliierten hatten sie gemeinsam mit 159 Klimt-Blättern in den stillgelegten Salzminen von Altaussee gefunden, dem Hauptlager der aus Europa von den Nationalsozialisten erbeuteten Kunstwerke, wie die mit blauem Bleistift auf den schlichten Leineneinband notierte Inventarnummer belegt. Diese Mappe gelangt am 10. Februar bei Christie's in London zur Auktion.

Nur auf den ersten Blick mag die Taxe von 17.000 bis 22.000 Euro überraschen, wurde sie um 1905 doch von der Wiener Werkstätte ausgeführt. Von wem der Entwurf, auch des prägnanten Gustav-Klimt-Monogramms, stammt, ist ungewiss. Im WW-Archiv im Mak, erklärt Kustodin Elisabeth Schmuttermeier, findet sich zu diesem Modell kein Hinweis: womöglich von Josef Hoffmann, vielleicht auch von Kolo Moser, von dem das Mak einen Paravent besitzt, dessen Design große Ähnlichkeit mit den Quadraten aus Goldpapier im Inneren der Mappe aufweist. 2009 war ein ähnliches Exemplar in einer Design-Auktion im Dorotheum für 29.580 Euro versteigert worden. Im Katalogtext hatte man den Entwurf allerdings fälschlicherweise Gustav Klimt zugeordnet und das Goldpapier als Blattgold bezeichnet. (kron/ DER STANDARD, Printausgabe, 22./23.1.2011)