Von Mackie Messer über die Wilde Wanda bis hin zum Roten Heinzi und zum Schönen Edi. Dass Capos und angebliche Capos der Unterwelt immer sprechende Namen haben, ist ein ehernes Gesetz im Dreigroschenleben. Dragan J. wird in seinem Metier, dem Wiener Rotlichtmilieu, "Repic" genannt, was aus dem Serbischen übersetzt "der Zopf" heißt. Am Montag stand er wieder einmal vor Gericht, doch diesmal als Zeuge, und zwar im Amtsmissbrauchsprozess gegen den suspendierten Chefinspektor Franz P. Letzterer führte den "Zopf" als Informanten. Die beiden soll laut Anklage aber darüber hinaus ein zumindest für den Beamten zu freundschaftliches Band verbunden haben.

Erwartungsgemäß wies "Repic" diese Darstellung zurück. Er bestritt, regelmäßig den Chefinspektor angerufen zu haben, wenn in seinem Lokal wieder einmal lästige Polizeikontrollen wegen angeblich zu lauter Musik stattfanden, worauf der ranghohe Polizist laut Anklage auf der Bildfläche erschienen sein und die Uniformierten weggeschickt haben soll.

Hilfe bei Behördenweg

Der Beamte habe ihn lediglich einmal aufs Magistrat begleitet, räumte der Zeuge ein: "Ich verstehe nämlich nicht so gut Deutsch."

"Repic" verneinte weiters, dass ihm der Beamte geholfen habe, das Lokal seiner inhaftierten Schwester zu übernehmen. Der Chefinspektor sei auch nie Zeuge einer Schuldeneintreibung geworden, bei der zum Nachdruck kräftige Ohrfeigen verteilt worden sein sollen, "Das ist alles Lüge." Er kenne den Chefinspektor seit 15 Jahren, "aber nur als Polizist. Privat nix."

Auch des "Zopfes" Schwester erwies sich als Zeugin der Verteidigung. Sie zog ihre frühere Aussage, dass der Beamte ihrem Bruder öfters Geschenke gemacht habe, zurück. Die Dolmetscherin habe wohl falsch übersetzt.

Der Prozess im Wiener Landesgericht wird heute, Dienstag, fortgesetzt. (simo, DER STANDARD; Printausgabe, 25.1.2011)

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