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Die farbenfrohe nigerianische Mode, wie sie bei der Wiener Ausstellung zu sehen ist.

Foto: Lilli Strauss/AP/dapd

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US-Designerin Isabel Toledo mit dem gelben Kleid, das Präsidentengattin Michelle Obama bei der Angelobung ihres Gatten trug und das aus Schweizer Spitzenstoff besteht.

Foto: REUTERS/Eric Thayer

Wien - Es ist eine Ausstellung, die dem interessierten Wiener Publikum in Erinnerung bringt, dass die Vorarlberger Sticker enge Wirtschaftsbeziehungen mit Nigeria pflegen, dass die Vorarlberger die Nigerianer und Nigerianerinnen anziehen, vor allem zu Festivitäten wie Hochzeiten oder Geburtstage. Die Ausstellung African Lace - Österreichische Stoffe für Nigeria (der Standard berichtete) stellt im Wiener Museum für Völkerkunde nur noch kurz die wechselvollen Handelsbeziehungen nach.

Im März wandert die Ausstellung nach Ibadan weiter, einer Stadt etwa hundert Kilometer von Lagos entfernt. Damit verknüpft sich die Hoffnung, dass die in die Jahre gekommenen Geschäftsbeziehungen neuen Schwung erhalten. Denn die Schau beginnt mit einer "Fashion Night", erklärt Andreas Staudacher von der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Vorarlberg: "Wir müssen näher zum Endkunden." Ein Schritt in diese Richtung wurde bereits getan. Auf Initiative der Kuratorin der Ausstellung, Barbara Plankensteiner, wurden vier junge nigerianische Modedesignerinnen eingeladen, für die Ausstellung moderne Interpretationen der Festtagskleidung zu entwerfen.

"Bisher sind die Marktfrauen zu uns gekommen und haben uns gesagt, was sie wollen. Das war unser Filter", erläutert Staudacher. Nun sollen es nigerianische Designer sein, die direkt auf das Produkt Spitzenstoff aufmerksam gemacht werden. Lagos gehört mit Dakar und Johannesburg zu den Modemetropolen Afrikas. Staudacher spricht gar von nigerianischer "Streetwear", in deren Nähe das Vorarlberger Stickereigewerbe rücken müsse, um modern und nachgefragt zu bleiben.

Denn natürlich war und ist der Einfluss der Importeurinnen bei dem hoch, was die Nigerianerin, der Nigerianer trägt. Die Importeurinnen sind stark im Partygeschäft involviert, worunter ein großes Fest verstanden wird, bei dem alle Kleider tragen, die aus dem gleichen Stickereistoff sind.

Tradition vor Business
Grundsätzlich sind die Nigerianer modebewusste Leute. Viele Modemagazine geben darüber Aufschluss. Zeigen in Seitenblicke-Manier, was man bei einem Fest so trägt und wie die lokalen Celebritys gekleidet waren. Und noch immer ist die traditionelle Art, sich zu kleiden, die bessere. Schließlich wird das Kostüm, wird der Anzug, der im Businessleben getragen wird, mit "dressing down" bezeichnet.

Nigerianische Frauen, traditionell gekleidet, sind elegante Erscheinungen. Ihre Kleidung besteht häufig aus drei Teilen: aus einem Wickelrock, einer Bluse und einem Kopftuch/Turban, genannt Gele. Und auch das nigerianische Herrenoutfit mit den luftigen Männerstoffen ist eine dem Klima angepasste Alternative zum Anzug. Sich traditionell (also nicht westlich-amerikanisch) zu kleiden war und ist eine Möglichkeit, sich von den anderen abzuheben. Zu zeigen, dass man es zu Wohlstand gebracht hat.

Zwar ist auch in Afrika die US-Freizeitbekleidung, bestehend aus Jeans und T-Shirt, angekommen - trotzdem hat sich der Brauch erhalten, sich an Feiertagen festlich zu kleiden. "Bei uns hat man vor zwanzig Jahren auch noch zwischen dem Sonntags- und dem Alltagsgewand unterschieden", erläutert Markus Riedmann, Obmann der Vorarlberger Stickereiwirtschaft und selbst Exporteur.

Stickerei in der Bekleidung kommt und geht wie alles in der Mode. Es war Michelle Obama, die mit ihrem Spitzenkleid bei der Angelobung ihres Mannes einen Kontrapunkt setzte, der in der Modewelt interessiert wahrgenommen wurde. Der gelbe Guipure-Spitzenstoff von Obamas Kleid, einem Entwurf der US-Designerin Isabel Toledo, war in der Schweiz, in St. Gallen, gewebt worden. In Lustenau und Lagos spricht man seither vom Obama-Effekt in Sachen Spitze.

In Europas Designerszene sind es häufig Handtaschen, die derzeit aus Stickereistoffen gefertigt sind. Dolce & Gabbana haben solche Taschen im Programm, aber auch junge Vorarlberger Künstlerinnen wie Daniela Hofer. Es ist auch das ein Weg, die Stickerei Streetware-fähig zu machen. (ruz; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.1.2011)