Späte kirchliche Ehrung für eine "starke Frau": Jeanne d'Arc wurde erst 1920 heilig gesprochen.

Foto: Standard/Miniature from the 15th century/Public domain

Vatikan - Als eine der "starken Frauen" des ausgehenden Mittelalters hat Papst Benedikt XVI. Jeanne d'Arc (1412-1431) bezeichnet. Die französische Heilige könne politisch engagierten KatholikInnen insbesondere in schwierigen Situationen als Beispiel dienen, sagte der Papst am Mittwoch bei der Generalaudienz im Vatikan, wie Kathpress meldet. Ihre Hinrichtung als Ketzerin bezeichnete der Papst als eine "erschütternde" Seite in der "Geschichte der Heiligkeit der Kirche", aber auch - im Blick auf das später erfolgte völlige Umdenken - als erhellend für das Mysterium der Kirche.

"Waren unfähig, Schönheit ihrer Seele zu sehen"

Der Glaube habe Jeannes politisches Handeln gelenkt, betonte der Papst. So habe sie schon im Alter von 17 Jahren Soldaten zur Befreiung Frankreichs begleitet, den künftigen König Karl VII. getroffen und als Analphabetin eine theologische Befragung durch Universitätsangehörige bestanden.

Die mit 19 Jahren auf dem Scheiterhaufen verbrannte "Jungfrau von Orleans" wurde nach Worten Benedikts XVI. von "Männern der Kirche und Theologen, die unfähig waren, die Schönheit ihrer Seele zu sehen", verurteilt. Das Tribunal des kirchlichen Prozesses sei jenen Theologen der Pariser Universität hörig gewesen, die andere politische Ziele als Jeanne verfolgt hätten.

Das Bauernmädchen Jeanne d'Arc wurde am 6. Jänner 1412 in Domrémy (Lothringen) geboren. Eine mystische Erfahrung als 13-Jährige verstand das tiefgläubige Mädchen als Auftrag, Frankreich zu befreien, das sich im Hundertjährigen Krieg mit England befand. Nach Erfolgen wie der Befreiung von Orleans 1429 unter ihrer Führung geriet sie ein Jahr später in englische Gefangenschaft wurde und in einem kanonischen Verfahren als Ketzerin verurteilt und hingerichtet.

Über 500 Jahre nach ihrem Tod Heiligsprechung

25 Jahre nach dem Tod der Mystikerin wurde in einem Rehabilitationsverfahren ihr Prozess wegen Formfehler für ungültig erklärt. 1909 erfolgte die Seligsprechung und 1920 die Heiligsprechung. (APA)