Mit dem Baby-Audi haben die Ingolstädter noch einiges vor. Der A1 soll, ähnlich wie Mini, zu einer kompletten Baureihe ausgebaut werden. Wir spekulieren: Sportback, Cabrio etc.

Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

BMW hat es vorgemacht: Kleinwagen und Premium passen zusammen, hohe Preise schrecken kaum ab. 2010 wurden 234.175 Minis verkauft – Absatzrekord

Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

Die Damen wandten sich von ihren Begleitern ab und zeigten undamenhaft mit dem Zeigefinger auf den passierenden A1. Die Begleiter warfen bedrohliche Blicke auf den Lenker, so was nennt man Fehlinterpretation.

Ältere Herrschaften schauten einfach nur routiniert interessiert. Beim Ein- und Aussteigen wird man fast immer angesprochen, hallo, wie geht's. So ist das also mit dem A1, dem jüngsten, kleinsten, putzigsten Audi-Neuzugang. Das Ding fährt mitten in die Herzen, Kompliment an die Konzernstrategen, wieder einmal das rechte Auto zur rechten Zeit, small ist neuerdings ja wieder so was von beautiful.

Audi A1 1,4 TFSI

Hier soll es natürlich mehr um die inneren Werte des A1 gehen. Dass wir den Kleinen, der die Frage aufzuwerfen scheint: "Wer braucht schon über vier Meter Auto?", testhalber in Maximalversion ausfassten, sollte hiebei kein Nachteil sein. 1,4 TFSI, das sind 122 knackig angeschärfte Turbo-PS, kombiniert mit 7-Gang-S-tronic (so heißt bei Audi das geniale Doppelkupplungsgetriebe).

Mehr braucht kein Mensch, geht wie die sprichwörtliche Feuerwehr, gönnt sich im Feuerwehr-Modus dann aber auch um die acht Liter auf 100 km. Woraus sich schon schließen lässt, dass die Mehrheit beim A1 auf kleinere Benziner oder eben Diesel setzen wird.

Fast gleich starker Mini Diesel

Im direkten Vergleich mit dem Mini, den wir zeitgleich mit dem neuen 1,6-Liter-Diesel (112 PS) testeten, wirkt das A1-Fahrwerk nicht ganz so sportlich, die Lenkung nicht ganz so direkt – im Umkehrschluss wird daraus: weniger nervös als der 23 cm kürzere Mini und tatsächlich langstreckentauglich auch für vier erwachsene Insassen, wie diverse Selbstversuche auf den Strecken Wien-Oberösterreich/Wien-Kärnten ergaben.

23 cm mehr Auto, das schlägt sich auch im Kofferraum nieder: Äußerst bescheidene 160 l sind's beim Mini, der Audi bietet mit 270 den faireren Kompromiss. Beim Interieur herrscht, typisch Audi, Liebe zum Detail (das vermisst man im fast schon zu verspielten Mini ein wenig). Dunkelgrauer Grundton in dem Fall, diverse Alu-Rahmerln an Lenkrad, Schaltung, Klima, Knopflern. Dort allerdings, wo große Flächen dominieren, gibt's kleine Abstriche bei der Materialanmutung, der A1 soll halt vor allem auch eines sein: Gewinnmaximiermaschine.

Stylingvergleich

Beim Design hat Mini allerdings die Nase vorn – retro, aber eigenständig, wohingegen der A1 vor allem eines ist: ein typischer Audi. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/21.1.2011)