Hinterm Parlament bietet Zweihaubenkoch Alexander Verzi "Running Tapas" an.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Wie's schmeckt? Eher mau als wow.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Der kurze, aber umso heftigere Erfolg, den Sushi vom Fließband in den 1990ern hatte, gehört den Integrationsstrategen unserer wunderbar selbstbewussten, prachtvoll harmonisch durchmischten Nation ins Stammbuch geschrieben. Weil: Furchterregendere Gastronomie lässt sich eigentlich kaum ausmalen.

Roher, ausländischer Fisch von fragwürdiger Frische auf kalt durchsäuerten Reispatzeln, die unendlich langsam und ohne Kühlung an der Kundschaft vorbeigezuckelt werden, bis sich irgendwann irgendwer erbarmt: Das ist der Stoff, aus dem Albträume sind. Erfreute sich jedoch (oder gar deshalb?) riesiger Beliebtheit im Land. Wenn es eines Beweises für unsere tiefsitzende Weltoffenheit und das angeborene Urvertrauen allem Fremdländischen gegenüber bedurft hätte - das ist er.

Deppenapostroph inklusive

Nun war der Erfolg dieser höchst fremdartigen und wohl auch abstrusen Art von Restaurant vergleichsweise kurzlebig. Alexander Verzi, mit zwei Hauben dekorierter Küchenchef des Selina, ließ sich dennoch davon inspirieren. In seinem Alexander's (sic!), gleich hinter dem Parlament, gibt es von Frühstück bis Dinner alles vom Band - Deppenapostroph inklusive. Mittags darf der Gast sich schon um 9,80 Euro ab- bzw. aufladen, so viel er mag, am Abend und am Wochenende läuft das Band (siehe unten) nicht ganz so günstig. Das Angebot ist vielfältig, ein leistungsstarker Kühlschrank und eine ebensolche Mikrowelle sind die schmeckbaren Grundvoraussetzungen dafür.

Es gibt ein buntes Potpourri mediterraner Snacks, vom Crostino mit gegrilltem Gemüse (gut) über Kichererbsensalat mit Sardinen-Marinade (?) und gebratene Chorizoscheiben mit Couscous (fett) bis zu labbrig-kaltem Falafel mit Knoblauchjoghurt. Spaghetti mit Tomatensauce sind bis zur Skihüttentauglichkeit zerkocht, dafür schmecken die in Erdäpfelteig frittierten Garnelen mehr als okay - so sie gerade tropffrisch aus dem Fritter kommen. Auch der Kaiserschmarren mit Quittenkompott deutet darauf hin, dass hier ein Könner hinterm Herd steht. Also, im Prinzip halt. (Severin Corti/Der Standard/rondo/28/01/2010)