Wien - Bei der Förderung von Lehrstellen stehen gröbere Einschnitte bevor. In Summe geht es laut Standard-Informationen um rund 65 Millionen Euro. Auslöser sind Geldprobleme beim Insolvenzentgeltfonds. Dieser Fonds springt dann ein, wenn Pleitefirmen die Löhne ihrer Mitarbeiter nicht mehr zahlen können. Mehr als ein Drittel des Budgets ist aber für die Lehrlingsförderung zweckgewidmet.

Im Vorjahr wurden rund 155 Mio. Euro für diverse Fördermaßnahmen ausgegeben. So gibt es neben der Basisförderung (bis zu drei Lehrlingsgehälter) weitere Zuschüsse für neu geschaffene Lehrstellen (2000 Euro), für ausgezeichnete Lehrabschlussprüfungen (250 Euro), für Ausbildungsverbünde (bis zu 1000 Euro) oder für einen Ausbildungsnachweis zur Mitte der Lehrzeit (3000 Euro). Darüber hinaus gibt es noch Unterstützungen für Lehrlinge mit Lernschwierigkeiten, für die Weiterbildung von Ausbildnern und den gleichmäßigen Zugang von Frauen und Männern zu einem Lehrberuf. Wie es in informierten Kreisen heißt, werden die Förderschienen nun viel stärker genutzt als in den vergangenen Jahren.

Ohne Gegensteuern würden die Ausgaben daher heuer auf rund 220 Mio. Euro explodieren. Budgetiert sind die Mehrkosten freilich nicht. Die Sozialpartner konnten sich in monatelangen Verhandlungen nicht einigen , wo gespart werden soll. Argumentiert wurde auch, dass es noch immer 5144 Lehrstellensuchende, aber nur 2960 offene Stellen gibt. Nun dürfte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) aber in Absprache mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) per Verordnung Fakten schaffen.

Gleichzeitig wird weiter um die Finanzierung des Pleitefonds gerungen. Krisenbedingt machte er 2010 ein Defizit von rund 70 Mio. Euro. Heuer könnte es auf 160 Mio. steigen - zu viel, um es weiter mit Krediten abzudecken. Die Wirtschaftskammer wehrt sich gegen höhere Beiträge der Betriebe und plädiert dafür, Mittel aus dem AMS umzuschichten. Hundstorfer signalisierte zuletzt Verständnis dafür. (Günter Oswald, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.01.2010)