Trotz heftiger Proteste ist der antiisraelische Actionfilm "Tal der Wölfe - Palästina" am Donnerstag in den heimischen Kinos angelaufen.

Foto: Standard/Christian Fischer

Wien - UCI Kinowelt Millennium in Wien, Donnerstagnachmittag: Auf dem Programm stehen nicht nur harmlose Comics, sondern auch der umstrittene Action-Film Im Tal der Wölfe - Palästina.

Antiisraelisch, nationalistisch, gewalttätig, Premiere am internationalen Holocaust-Gedenktag. Die türkische Produktion war bereits im Vorfeld verurteilt worden, der STANDARD berichtete. In Deutschland war der Film zunächst gar nicht freigegeben worden, kurz nach der Premiere in Österreich verkündete die Kölner Verleihfirma Pera Film, der Film werde nun doch gezeigt.

15.20 Uhr: Langsam tröpfeln die ersten Zuseher ein, vorwiegend türkische Jugendliche, viele Pärchen. Dazu gesellen sich fünf Besucher, mit Block und Stift ausgerüstet, die den Film offenbar nicht nur aus bloßem Interesse am Action-Genre ansehen wollen.

15.30 Uhr: Filmstart. Mit "Ist was Arges, mit Türken und Israelis und so", erklärt ein Kino-Mitarbeiter bei der Einlasskontrolle die Altersfreigabe ab 18 Jahren. "Wir sind außerdem extra angewiesen worden, streng zu kontrollieren, dass ja niemand unerlaubt mitfilmt."

Gezählte 20 Minuten und gefühlte 1000 Tote später müssen drei Mädchen mit Kopftuch den Saal verlassen. "Die sind leider draufgekommen, dass wir Karten für den Yogi Bär gekauft haben und uns dann in den anderen Saal reingeschummelt haben", erzählt eine der drei Schwestern und lacht: "Wir sind wohl zu jung. Ich habe Tal der Wölfe aber schon oft als Serie im Fernsehen gesehen, ist brutal und trotzdem super!" Während zwei der Mädchen am Ticketschalter verhandeln, ob sie den Kartenpreis zurückbekommen, schlüpft die Dritte unbemerkt in den Saal zurück. "Sie ist einfach die Mutigste von uns drei, obwohl sie erst 14 ist", meint eine der Schwestern - sie selbst ist seit kurzem 16 Jahre alt.

Die Zuseher werden in den verbleibenden 85 Minuten Zeugen, wie israelische Juden unzählige palästinensische Frauen und Kinder massakrieren. Polat Almedar, der schießfreudige Held des Films, ist hingegen auf Gerechtigkeit aus und will den - real stattgefundenen - Angriff der israelischen Armee auf eine Gaza-Hilfsflotte rächen, bei dem im Mai 2010 neun türkische Aktivisten gestorben sind.

Tal der Wölfe läuft seit 2003 als populäre Serie im türkischen Fernsehen. Das Erfolgsrezept von TV-Produktion und Kinofilm: die gezielte Mischung aus realen Vorfällen, Fiktion und propagandistischen Elementen. (Ulrike Macenka, DER STANDARD - Printausgabe, 29./30. Jänner 2011)