Wien - Gunter Pauli legt Wert auf eine strikten Abgrenzung zur "grünen Ökonomie". Diese, erklärt er bei einem Vortrag, den das Club-of-Rome-Mitglied in Wien hielt, "möchte nur bestehende Produkte ökologischer machen". - Ein Irrweg, meint Pauli. Stattdessen hat er die Idee der "blauen Ökonomie" entwickelt. Diese basiert auf vielen, häufig kleinen Innovationen, die in Summe sehr viel bewirken können.

Anstatt auf ökologischere Batterien, etwa auf Lithium-Basis, zu setzen, plädiert Pauli etwa dafür, Geräte zu entwickeln, die keinen batteriegetriebenen Stand-by-Modus haben. Damit müssten hunderttausende Batterien erst gar nicht produziert werden, worauf sie später dann auch nicht auf dem Müll landen. Es gebe bereits Sensor-Ersatzentwicklungen und entsprechende Technologien, aber "wir haben nicht gelernt, um die Ecke zu denken", meint Pauli.

Die "grüne Ökonomie", an der Pauli kein gutes Haar lässt, bringe es mit sich, dass bereits viel Geld in die falschen, vermeintlich ökologischeren Produkte investiert wurden. Diese seien in der Regel zwar sparsamer als die alten - aber noch immer nicht gut genug. Nur so sei es zu erklären, dass die Menschen jährlich 100.000 Tonnen Titan auf den Müll werfen. Teures Titan, das etwa in Einweg-Rasierern vergeudet werde. Auch hier gebe es entsprechende oft billigere Ersatzmöglichkeiten.

Die "blue economy" zielt auch darauf ab, dass bereits bestehende Einrichtungen besser, vielfältiger genutzt werden. Als Beispiel nannte Pauli die Mehrfachnutzung der hohen Überland-Strommasten vor. Diese können im Inneren des Gestänges mit vertikalen Wind-Turbinen ausgerüstet werden, sodass sie nicht nur Strom transportieren, sondern auch herstellen. Mit rund 20.000 solcher 50 bis 60 Meter hohen Türme ließe sich die Energie eines Atomkraftwerkes herstellen; das Aufstellen von Windrädern könnte damit obsolet werden. Pauli: "Ich bin nicht gegen Atomkraft. Aber es gibt bessere und billigere Lösungen." (ruz, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.1.2011)