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Der neue ÖIAG-Chef ist gewählt. Markus Beyrer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, hat das Rennen gemacht.

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Wien - Besonders freundlich fiel die Reaktion auf die Bestellung von Markus Beyrer zum neuen Chef der ÖIAG seitens der SPÖ nicht aus. Finanzstaatssekretär Andreas Schieder bezeichnete die Ernennung als "ideenlose Entscheidung" und setzte fort: "Wenn die ÖIAG als Filiale der Industriellenvereinigung verstanden wird, hat man offenkundig aus den Fehlern des Systems Michaelis nicht viel gelernt."

Beyrer fungiert noch bis Jahresmitte als Generalsekretär der Industriellenvereinigung, die großen Einfluss auf die Staatsholding und deren drei Beteiligungen OMV, Post und Telekom Austria ausübt. Noch ÖIAG-Chef Peter Michaelis war in den Augen der Roten von jeher ein Erfüllungsgehilfe der schwarzblauen Regierung, die der Holding ab 2000 einen Privatisierungskurs verordnet und einen sich selbst erneuernden Aufsichtsrat festgelegt hatte, der von Industriellen dominiert wird. Seit Jahren drängt die SPÖ daher auf die Auflösung der ÖIAG, beißt aber beim Koalitionspartner auf Granit.

Für die Beziehungen nicht gerade förderlich war, dass sich Beyrer im Finale gegen Wolfgang Ruttenstorfer durchgesetzt hat. Der OMV-Chef und ehemalige Finanzstaatssekretär war der Top-Kandidat der SPÖ, aber wegen der gegen ihn rechtskräftig verhängten Verwaltungsstrafe wegen Marktmanipulation nicht durchsetzbar. Deshalb stimmten auch die Belegschaftsvertreter im Aufsichtsrat letztlich für Beyrer. "Wir haben bewusst mitgestimmt. Beyrer soll seine Chance bekommen und nach seiner Arbeit beurteilt werden", erklärte Post-Betriebsratschef Helmut Köstinger im Gespräch mit dem Standard. Zudem sei den Belegschaftsvertretern eine deutliche Reduktion der Vergütung zugesagt worden. Michaelis verdiente 700.000 im Jahr und war für die Ausgestaltung des Bonus-Systems heftig kritisiert worden.

Wirtschaftsverbände und VP-Politiker streuten Beyrer naturgemäß Rosen. Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl meinte, die ÖIAG sei unter seinem früheren Bereichsleiter "in besten Händen". Auch VP-Finanzsprecher Günter Stummvoll und Industrie-Präsident Veit Sorger lobten dessen Qualifikationen.

Beyrer ist seit sechseinhalb Jahren in der IV und war davor bei der Kammer, im Kabinett von Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und in der EU-Kommission tätig. Beyrer gab sich nach seiner Berufung konziliant: Sein Avancement sieht er als "Angebot an alle, einen Neuanfang zu wagen und gemeinsam konstruktiv über eine positive Weiterentwicklung der ÖIAG nachzudenken". Zur Debatte steht, dass die Holding um Staatsbeteiligungen (wie Verbund oder ÖBB-Bereiche) bereichert wird. Diese Konzepte stoßen bei der SPÖ allerdings auf Widerstand. (as, DER STANDARD, Printausgabe, 2.2.2011)