Noch ein paar Wochen bis zur jährlichen Castorf-Premiere, der besten Gewohnheit der Wiener Festwochen, die hoffentlich auch Franz Moraks eisiger Sparwille nicht erschüttert. Zeit genug, sich auch Robin Detjes Biografie des innovativsten und eigenwilligsten Theatermachers des deutschen Sprachraums einzuverleiben: Superlative, die Castorf - Provokation aus Prinzip (€ 20,50, Henschel) allerdings gelassener verhandelt. Mit der Castorf-gerechten Ironie im Blick auf das Objekt seiner biografischen Begierden, der souveränen Detje-Schreibe und sorgfältiger Recherche führt der Band durch Leben, Lieben und Theaterarbeit in Ost und West. Mühsam nur: Detjes überstrapazierte Rückkoppelung aller Castorfschen Provokationslust auf die familiäre Angepasstheit des Einzelkindes. (cia, DER STANDARD, Printausgabe vom 10./11.5.2003)