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Junior Enterprises sollen den Weg von der Uni in Richtung Wirtschaft erleichtern.

Foto: AP/Maurer

"Von Psychologen bis hin zu Vertretern aus dem Bereich der Bauwirtschaft ist alles vertreten", erklärt Skander Bahi, "das Mitgliederspektrum ist breit gefächert". Bahi ist Vizepräsident von Jade Austria, einer Dachorganisation für die österreichischen Junior Enterprises. Zumindest für vier davon, drei befinden sich noch im Stadium der Anwartschaft.

Junior Enterprises gibt es schon seit vielen Jahren. Die Idee dazu entstand in Frankreich in den 1960er Jahren, seitdem sind weltweit mehr als 300 gegründet worden. Junior Enterprises sind studentische Unternehmensberatungen, die als Brücke zwischen Theorie und Praxis fungieren sollen. "Das auf der Uni erlernte Wissen in Praxis umwandeln", so definiert Bahi gegenüber derStandard.at das Ziel. In Österreich gruppieren sich Studenten seit 20 Jahren rund um solche Organisationen. Zu den Kunden gehören sowohl Start-Ups als auch große ATX-Unternehmen.

Zeit ist nicht gleich Geld

"Dafür ist eine gehörige Portion an Eigeninitiative erforderlich", meint Bahi zum Anforderungsprofil. Und Zeit, denn die Studenten sind im Schnitt zehn bis 15 Stunden die Woche dort. Um auf der einen Seite ihr Know-How an Unternehmen weiterzugeben, und auf der anderen Seite an Weiterbildungsmaßnahmen teilzunehmen. Schulungen, die oft von ehemaligen Mitarbeitern durchgeführt werden, die den Junior Enterprises auch nach ihrem Ausscheiden noch zur Verfügung stehen. Als externe Berater oder Anlaufstelle bei Problemen.

Junior Enterprises sind keine Eliteschmieden für WU-Absolventen, es werde viel Wert auf Interdisziplinarität gelegt, versichert Bahi. Verschiedene Studienrichtungen repräsentieren verschiedene Sichtweisen, so die Intention hinter dem Zugang. "Wir sind eigentlich Nonprofit-Organisationen", sagt er und verweist auf die ehrenamtliche Tätigkeit der Studenten, von der im Endeffekt die Kunden profitieren sollen. Nämlich in Form der Dienstleistungen, denn die können sehr günstig angeboten werden.

Auswahlverfahren

Als Junior Entrepeneur infrage kommt prinzipiell jeder Studierende, der den Wunsch hat, sich unternehmerisch zu verwirklichen. Natürlich wird aber nicht jeder genommen, präzisiert Bahi. Neue Mitglieder werden über ein strenges Auswahlverfahren, ein Assessment Center, rekrutiert. Die Mitgliedschaft selbst ist kostenlos, die Gegenleistung wird in Form der Beratungstätigkeit erbracht.

Je nach Schwerpunkt der jeweiligen Junior Enterprise durchlaufe man verschiedene Stationen: etwa vom Marketing über die Personalrekrutierung bis zum Employer Branding. "Eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit", meint Bahi, "mit einem Praktikum hat das nichts zu tun". Als weiteren Nutzen - neben dem Erwerb von verschiedenen Kompetenzen - führt er den Zugang zu Netzwerken ins Treffen. Einerseits über studentische Vernetzung wie Alumni Clubs, andererseits über den Kontakt mit den Firmen. Mitarbeiter können sich gleich direkt bei einem potenziellen Arbeitgeber "servieren".

Auf "Bildungsstädte" konzentriert

Jade Austria startete vor fünf Jahren und ist Teil des europäischen Jade-Netzwerks mit Sitz in Brüssel. Gegründet, um sich international in die Auslage zu stellen und um "das Konzept der Junior Enterprises in Österreich zu vermarkten", sagt Bahi: "Wir wollen damit in allen Bundesländern vertreten sein." Bis jetzt seien die Organisationen auf "Bildungsstädte" konzentriert. Zum Beispiel Wien, Linz oder Krems. In anderen Bundesländern ist es schwierig, räumt er ein, weil Unis nicht so sehr aufs Wirtschaftliche fokussiert sind.

Bei der Aufnahme neuer Junior Enterprises seien für Jade Qualitätskriterien entscheidend. Gewisse Punkte müssten erfüllt werden, etwa: "Eine Mindestzahl an Mitgliedern, konkrete Projektdurchführungen oder ein bestimmter Umsatz, der generiert werden muss." Die Organisation selbst finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Veranstaltungen und Sponsorengelder. (om, derStandard.at, 3.2.2011)